Rätsel um verschollenes Schiff im Bermuda Dreieck gelöst

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Die Vorstellung, mit dem Flugzeug über das berüchtigte Bermuda-Dreieck zu fliegen, löst bei vielen Menschen einen Schauer aus. So viele Flieger und Schiffe, die das Bermuda-Dreieck auf ihrer Reise überqueren musste, kamen nie am Ziel an. Unzählige Menschen sind auf ihrer Reise spurlos verschwunden. Nicht von ungefähr wird das Bermuda-Dreieck auch Teufels-Dreieck genannt.

Umso spektakulärer, wenn plötzlich ein Jahrzehnte verschollenes Schiff, nach dem schon so viele gesucht hatten, endlich entdeckt wird. So geschehen bei dem Frachtschiff „SS Cotopaxi“, das im November 1925 in See stach und nie den Zielhafen in Havana (Kuba) erreichte.

Eben dieses Schiff ist jetzt gefunden worden und gibt wichtige Geheimnisse Preis.

1. Antritt der letzten Reise

Es liegt fast 100 Jahre zurück, dass die „SS Cotopaxi“ den Hafen von Charleston verlassen hatte, um sich auf den Weg von den USA nach Kuba zu machen. Doch in Havanna sollte die 32 Mann starke Besatzung niemals ankommen. An Bord hatten die Männer Kohle gelagert. Es sollte eine Routinefahrt werden, die in einem Mysterium endete.

Denn obwohl das Gebiet immer wieder abgesucht wurde, hat man nie etwas gefunden, dass über den Verbleib des Frachters Auskunft hätte geben können. Da waren keine Wrackteile, keine Leichen, nichts.

Der Meeresbiologe und Unterwasserforscher Michael Barnette wollte dieses Verschwinden nicht hinnehmen und machte sich an die Aufklärungsarbeit.

2. Ort des Geschehens

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Zwischen Süd-Florida, Puerto Rico und Bermuda liegt nördlich der Karibik das sagenumwobene Bermuda-Dreieck. Immer wieder kam es in diesem Gebiet zu Unglücken. Weil die Schiffe und Flugzeuge mitunter spurlos verschwanden, entstanden geheimnisvolle Vermutungen.

Verschiedene Autoren verfassten – beflügelt von den schaurigen Geschichten – eigene teils bizarre literarische Werke, die das Thema noch mehr anfachten. Es folgten außerdem Filme und Internetseiten mit wilden Theorien.

Und so sehr man sich manchmal dem Geheimnisvollen hingeben möchte, ist die Zahl der Unglücke im Bermuda-Dreieck gar nicht auffällig hoch. Die meisten der gekenterten Schiffe sind vermutlich Opfer eines heftigen Sturmes gewesen. – Und wie schaut es mit der „SS Cotopaxi“ aus?

3. Die Suche beginnt

Er ist Taucher, Fotograf und Begründer der ‚Association of Underwater Explorers‘ – Michael C. Barnette. Mit seiner Unterstützung wurden schon viele Schiffswracks entdeckt, erforscht und identifiziert. Verschollene Schiffe oder Flugzeuge im Bermuda-Dreieck gehören mitunter zu seinem Spezialgebiet.

Und eben dieser Michael Barnette konnte auch viele Rätsel um die jüngst entdeckte „SS Cotopaxi“ lösen. „Die Cotopaxi war auf einer Routinefahrt“, ordnete der Unterwasserforscher Michael Barnette im US-Nachrichtenmagazin „Newsweek“ ein. „Man hat nie Wrackteile gefunden. Sie fanden keine Rettungsboote, keine Leichen oder sonst etwas.“

Aber was war dann passiert? Denn ohne jeden Anlass versinken Schiffe zugegeben nur im Märchen.

4. Selbst Hollywood ist neugierig

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Star-Regisseur Steven Spielberg hatte über das Verschwinden und den Verbleib der „SS Cotopaxi“ seinen ganz eigenen Ansatz. In seinem Film „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ nimmt er Bezug auf die „SS Cotopaxi“. Bei Spielberg ist sie durch Außerirdische an einen ganz anderen Ort gebracht worden – nämlich vom Atlantik in die Wüste Gobi. Dort kann nur noch das Wrack geborgen werden.

Das leibhaftige Wrack hat Barnette mit seinem Team von Wissenschaftlern aber nun doch in nasseren Gefilden entdeckt. Gut 56 Kilometer von Floridas Nordost-Koste entfernt konnten die Forscher das versunkene Schiff ausmachen.

Die genaue Entdeckung offenbart sich in einer extra zum Thema neu konzipierten Serie namens „Shipwreck Secrets“, also ‚Die Geheimnisse von Schiffswracks‘, auf dem US-amerikanischen Sciences Channel.

5. Achtung – Notruf

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Zuerst hat sich Michael C. Barnette an die genaue Recherche in alten Unterlagen gemacht. Bei seiner Suche stieß er auf Meldungen, die „SS Cotopaxi“ habe Anfang Dezember einen Notruf gesendet. Anhand dieser Mitteilung konnte er im Anschluss genauer festlegen, wo der Ort war, an dem sich die Mannschaft in Not befunden hatte.

Barnette konnte außerdem ausmachen, dass der Frachter in der Nähe eines anderen Wracks namens „Bear Wreck“ (dt. Bärenwrack) gesunken war. Das verschaffte ihm weitere Details. Doch er wollte sich zusätzlich einen Eindruck direkt vor Ort machen. Also unternahm er erste Tauchgänge rund ums „Bear Wreck“. Was er sich davon versprach?

6. Alte Unterlagen gefunden

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Durch seine neu erworbenen Kenntnisse war Barnette immer mehr unter Strom, die Hintergründe ganz aufzudecken. Er fand Unterlagen, die offenbarten, dass es vor 95 Jahren einen Gerichtsprozess gegeben hatte.

Der Rederei der „SS Cotopaxi“ wurde demnach vorgeworfen, ein Schiff aufs offene Meer geschickt zu haben, dass technische Schwachstellen aufgewiesen habe. Das war zumindest der Ansatzpunkt mehrerer Angehöriger von verschwundenen Mannschaftsmitgliedern.

Ein schwerer Sturm sei für das Verschwinden des Frachters verantwortlich gewesen, konterte die Reederei. Und aus alten Wetteraufzeichnungen konnte der Widerspruch auch in der Tat nachgewiesen werden. Einwandfrei lies sich dort nachlesen, dass ein Sturm auf dem Meer getobt hatte.

7. Einzig logischer Schluss

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Barnette hatte eine ganze Reihe an Indizien gesammelt. Da waren der Ort des Unglücks, da waren gewisse Fundstücke, die er beim „Bear Wreck“ geborgen hatte. Diese Fundstücke offenbarten, dass das bis dato nicht identifizierte Wrack ähnliche Bauteile aufwies wie die „SS Cotopaxi“.

Der Meeresbiologe und Unterwasserforscher bündelte sämtliche Hinweise und kam zu folgendem Schluss: Das „Bear Wreck“, das zwar bereits vor 35 Jahren entdeckt, aber bis zu diesem Zeitpunkt nicht klar zugeordnet werden konnte, musste selbst die verschollene „SS Cotopaxi“ sein.

Das Schiff hatte schon vor seiner letzten Fahrt schwere Schäden verzeichnet und war außerdem noch an einer Kollision mit einem Schlepper in Havanna beteiligt.

8. Puzzleteile ergeben ein Ganzes

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Und so trat die „SS Cotopaxi“ im November 1925 zu ihrer letzten Reise an. Am 1. Dezember wurde dann ein Notruf des Frachters abgeschickt. Im Bericht zum Notruf wurde klar, dass das Schiff in einen tropischen Sturm geraten war. Außerdem wurde noch übermittelt, dass bereits Wasser ins Schiff eintrat. Dann hörte man nichts mehr von der 32köpfigen Mannschaft an Bord.

Am 31. Dezember 1925 wurde der Massengutfrachter als vermisst gemeldet. Jede Hoffnung, dass er doch noch den Hafen von Havanna auf Kuba erreichen würde, zerschlug sich.

Heute liegt das Wrack, das an das damalige traurige Unglück erinnert, etwa 35 Meilen vor Florida. Was schon seit den 1980ern als Bärenwrack bekannt war…

9. Tragisches Bewusstsein

Michael C Barnette measuring the wreck of the SS Cotopaxi

…wurde jetzt durch die mühevolle Forschungsarbeit von Michael C. Barnette und sein Team der „SS Cotopaxi“ zugeordnet. So wie der Cotopaxi erging es einer Reihe anderer Schiffe, die in einem Werk namens ‚River Rouge‘ gebaut worden waren.

Es ist schockierend und faszinierend zugleich, wenn man sich vorstellt, dass am Grunde der Weltmeere noch etliche weitere versunkene Schiffe ein stilles und unbemerktes Dasein fristen.

Nicht auszudenken, welche Schicksale an diese Schiffsunglücke geknüpft waren. Auch Barnette ist sich dieser Tatsache bewusst, wie er gegenüber „Newsweek“ anmerkte: „Oft ist es sehr emotional, weil man zunächst einmal begeistert ist, dass eine Theorie richtig ist. Es ist aber auch eine emotionale Achterbahnfahrt, weil man merkt: Moment mal, das ist eine Grabstelle, die den letzten Ruheplatz der Besatzungsmitglieder markiert, die mit dem Schiff untergegangen sind.“