Verlassene Geisterstädte in der Welt

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Geisterstädte haben zwei Gemeinsamkeiten: Sie sind von den Menschen verlassen worden und sie haben eine Geschichte zu erzählten. Einige waren Fundorte von wertvollen Mineralien wie beispielsweise Gold oder Silber, und wurden verlassen, als diese Fundstellen versiegt waren, andere sind ein Schauplatz einer Natur- oder von Menschen verursachten Katastrophe oder wurden beim Bau eines Stausees unter Wasser gesetzt.


Ganz gleich, was passiert ist, sie verursachen bei den Besuchern ein Erschaudern, regen die Fantasie an und wecken den Wunsch mehr über sie zu wissen.Wir möchten Ihnen hier einige dieser gruseligen bis beeindruckenden oder nur einsamen, menschenleeren Orte vorstellen und Sie ein wenig über deren Geschichte informieren.

1. Kolmanscop in Namibia

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In Kolmanscop in der Wüste Namibias wurden um 1900 Diamanten gefunden. Es entstand eine der größten Diamentminen der Welt. Restaurants, Casinos, Kegelbahnen und vieles mehr wurden gebaut. Damals galt Kolmanscop als die reichste Stadt Afrikas.
Doch die Diamantenvorkommen waren um 1930 erschöpft und die Häuser und Einrichtungen wurde verlassen und dem Wüstensand überlassen.

Die letzte Person lebte hier bis in die 1960er Jahre.
Viele Häuser sind bereits zum größten Teil mit Sand gefüllt. In den 1990er Jahren begann man einige erhaltenswerte Gebäude zu restaurieren, Räume wieder originalgetreu zu möblieren und einen Museumsbetrieb einzurichten. Heute werden Führungen angeboten, wobei das Betreten streng kontrolliert wird.

2. Craco in Italien

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Die kleine süditalienische Stadt Craco stammt aus dem 8. Jahrhundert und liegt in der Region Basilikata etwa 60 km von Matera, der italienischen Kulturhauptstadt 2019 entfernt. In den 1960er und 1970er Jahren mussten die Menschen Craco verlassen, weil häufige Erdrutsche ihre Häuser zerstörten.

Trotzdem hat das Städtchen Ruhm erworben, denn es war eine Kulisse für bekannte Filme wir der James Bond Film „Ein Quantum Trost“ oder Mel Gibsons umstrittener Film „Die Passion Christi“. Heute werden Führungen durch den Ort durchgeführt. Sehenswert sind der gut erhaltene normannische Turm mit einer Aussicht über die Gegend, vier Palazzi aus dem 15. Jahrhundert und die Kirche Chiesa Madre sowie das ehemalige Kapuzinerkloster.

3. Hashima Island in Japan

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Die Geisterinsel Hashima ist etwa 15 km von Nagasaki entfernt. Von 1881 bis 1974 bauten hier etwa 5000 Bewohner unter Wasser Kohle ab. Seit 1974 ist die Insel unbewohnt. Nicht nur die Gebäude und Maschinen, sondern auch viele persönliche Gegenstände wurde an Ort und Stelle zurückgelassen. Die Wohn- und Werksgebäude sind heute den Verfall preisgegeben.

Beim Betrachter entsteht der Eindruck eines hastig evakuierten Sperrgebietes. Für viele Japaner gilt die Insel als Mahnmal des rücksichtslosen Industrialisierung und Ausbeutung von Mensch und Natur. Mittlerweile wurde das touristische Potential der Insel entdeckt. Ein gesicherter Besichtigungspfad wurde gebaut und sie wird seit 2009 regelmäßig von Booten mit Touristen besucht.

4. Terlingua im US-Bundesstaat Texas in den USA

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Terlingua liegt im mittleren Westen des US-Bundesstaates Texas in der Nähe des Rio Grande. Mitte der 1880er Jahre wurde in der Nähe des Ortes Quecksilber gefunden. Um 1900 gab es vier Minengesellschaften im Gebiet von Terlingua. 1910 wurde die Produktion eingestellt und die Menschen verließen die Stadt. Die Bevölkerungszahl ging von 3000 im Jahr 1903 auf 58 in Jahr 2010 zurück.

Mitte der 1960er Jahre wurde die Geisterstadt Terlingua für den Tourismus entdeckt. Die Stadt wurde als „Chili Capitol of the World“ bekannt. Außer einigen staubigen Kirchen und Bauernhäusern gibt nicht viel zu sehen. Die Deutsche Rockband Mono Inc nahm im Herbst 2014 in Terlingua ihr gleichnamiges Album auf.

5. Pripyat in der Ukraine

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Pripyat in der Ukraine liegt nur 94 km von Kiew entfernt und ist sehr wahrscheinlich die berühmteste Geisterstadt in der Welt. Vor der Katastrophe im Kernkraftwerk Tschernobyl vor mehr als 30 Jahren lebten 50 000 Menschen in der Stadt. Heute ist Pripyat bekannt für leere Schulen, Spielplätze, Krankenhäuser usw.

Alles ist seit dem 26. April 1986 gleich geblieben und ist noch relativ gut erhalten. Wegen der hohen radioaktiven Strahlung kann niemand in der Stadt leben. Die Stadt ist eine Sperrzone und kann mit einem Pass vom ukrainischen Staat oder auf einer geführten Tour besucht werden, wobei die radioaktiven Hotspots vermieden werden.

6. Rhyolite in Nebada

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Rhyolite ist eine Geisterstadt im Nye County im US-Bundesstaat Nevada. Sie entstand 1904 nach einem Goldfund. Zwischen 1905 und 1910 lebten dort über 10 000 Einwohner. Die damals drittgrößte Stadt Nevadas wurde von drei Eisenbahnlinien angefahren. Die Stadt hatte eine Telegrafenstation, ein Elektrizitätswerk, drei Zeitungen, 50 Goldminen, eine Oper, eine Symphonie, drei Krankenhäuser, ein öffentliches Schwimmbad, 19 Hotels, 18 Drugstores und 53 Saloons.

Um 1914 waren die Goldvorkommen ausgebeutet und 1919 schloss als letztes das Postamt von Rhyolite und der letzte Einwohner verließ die Stadt. Eine Sehenswürdigkeit der Stadt ist das Bottle House, das aus 50 000 Flaschen als Wohnhaus errichtet wurde.

7. Bodie im US-Bundesstaat Kalifornien in den USA

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Bodie im US-Bundesstaat Kalifornien nahe der Staatsgrenze des US-Bundesstaates Nevada ist eine echte Goldgräberstadt aus dem späten 18. Jahrhundert. Sie entstand nach 1859 als auf dem Gebiet Gold gefunden wurde. In den 1930er Jahren wurde die Stadt verlassen. Seit 1932 ist Bodie ein geschütztes Staatsgebiet.

Es sind noch ungefähr 170 Gebäude vorhanden, die nicht dem großen Feuer von 1932 zum Opfer fielen , u.a. eine Kirche, die Schule, ein Bankgebäude aus Ziegelsteinen, eine Bar, ein Laden und mehrere Wohnhäuser sowie das große Minengebäude. Die Grabsteine ehemaliger Bewohner sind noch auf dem Friedhof zu sehen. Die Parkverwaltung sorgt für die Erhaltung der Gebäude im Originalzustand und achtet strengstens darauf, dass nichts aus dem Park entfernt wird.

8. Ross Island in Indien

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Ross Island in der indischen Inselgruppe der Andamanen hat eine dunkle Vergangenheit. Häftlinge wurde hier jahrelang gefoltert und an Menschen wurden medizinische Versuche durchgeführt. Heute zieht die kleine Insel Touristen an. Die Insel ist nicht einmal ein Quadratkilometer groß und ist dicht mit undurchdringlichem, grünen Dschungel bewachsen.

Heute befindet sich hier ein Museum, in dem die Besucher sich über die Geschichte der Insel informieren können. Es gibt ein Restaurant, ein Café und sogar einige Souvenierläden. Die Insel ist allerdings nicht mehr permanent bewohnt und es gibt keine Übernachtungsmöglichkeiten. Zu besichtigen gibt es die damaligen Kolonialbauten, die mittlerweile fast komplette überwuchert sind.

9. Alt-Graun, Reschensee, in Italien

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Wer am Rechensee vorbeifährt kann den Kirchturm, der aus dem See herausragt, nicht übersehen. Man ahnt nicht, dass sich im See ein ganzes Dorf befindet. 1920 wurde beschlossen, den Wasserspiegel des Sees anzuheben und danach wieder im Jahr 1939. Durch den Weltkrieg verzögerte sich das ganze. Aber 1950 wurde der See aufgestaut. Über 150 Familien verloren Ihre Existenz.

Der Wasserspiegel stieg langsam an, die Häuser wurden überschwemmt und am Ende gesprengt, damit das Wasser im See angestaut werden konnte. 2009 wurde Wasser aus dem See für Wartungsarbeiten abgelassen und der Kirchturm wurde restauriert. Die Ruinen des Dorfs wurden wieder sichtbar. Mittlerweise wurde der Reschensee wieder aufgestaut.

10. Thurmond in West Virginia

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Thurmond im US-Bundesstaat Virginia wurde von einer wohlhabenden Stadt zu einer Geisterstadt mit nur fünf Einwohnern. Die Stadt erlangte Wohlstand durch die Kohlenminen und war Anlaufstation für die Chesapeake und Ohio Eisenbahngesellschaften. Heute gehört die Geisterstadt zum National Park Service und ist ein Teil des New River Gorge National River. 2010 hatte Thurmond fünf Einwohner, die in der Verwaltung der Stadt beschäftigt sind.

Es gibt drei Ratsmitglieder, einen Bürgermeister und einen Stadtarchivar. Der Bahnhof ist heute das Besuchszentrum des Nationalparks und wird im Nationalregister als Historischer Platz aufgeführt. 1987 diente Thurmond als Kulisse für den Film „Matewan“, da die Stadt sich seit 1920 als Kohlestadt nicht verändert hatte.

11. Oradour-sur-Glane in Frankreich

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Oradour-sur-Glane in Frankreich wurde bekannt durch ein Verbrechen der Waffen-SS, das im Zweiten Weltkrieg in dem Ort verübt wurde. Fast der komplette Ort wurde zerstört und fast alle Einwohner ermordet.
Nach dem Krieg wurde neben dem zerstörten Ort ein neuer Ort aufgebaut. Die Überreste des Dorfes sind heute eine Mahn- und Gedenkstätte, an die ein Dokumentationszentrum angeschlossen ist.

Die Hinterbliebenen lehnten jahrzehntelang jeden offiziellen Kontakt zu Deutschland ab. Im September 2013 besuchte der damalige deutsche Bundespräsident Joachim Gauck den Ort und gedachte Hand in Hand mit dem französischen Staatspräsidenten Francois Hollande den Opfern. Der Friedhof von Oradour ist aufgrund der vielen Besucher des Ruinendorfs einer der meistbesuchten in Frankreich.