Mysteriös und abgelegen: Diese 11 Geheimnisse birgt die Osterinsel

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So ziemlich jeder dürfte schon einmal von ihr gehört haben, aber nur die Wenigsten können die Insel geografisch zuordnen: die Osterinsel. Das kleine Tropenidyll liegt ganze 3600 Kilometer westlich von Chile inmitten des Pazifiks. Aufgrund seiner Abgeschiedenheit zählt die Insel wohl zu den einsamsten Orten der Welt.

Ihren Namen verdankt die Osterinsel holländischen Seeleuten, die sie vor über 280 Jahren an einem Ostersonntag entdeckt hatten. Ob diese abgelegene Lage dazu beiträgt, dass dieses winzige Fleckchen Erde Forschern so viele Rätsel aufgibt? Seit eh und je ranken sich Mythen um die Insel, die Archäologen bis heute nicht zweifelsfrei widerlegen konnten. Gerade in den letzten Jahren gelang es jedoch immer mehr Wissenschaftlern, bis dahin verborgene Geheimnisse des winzigen Eilands zu lüften.

1. Die Wahrzeichen der Insel wiegen im Schnitt bis zu 60 Tonnen

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Wirkliche Berühmtheit erlang die Osterinsel allerdings nicht wegen ihres eigentümlichen Namens, ihrer unwirklich anmutenden Vulkanlandschaft oder der kargen Landschaft.

Die meisten Besucher kommen wegen ihrer kolossalen Statuen, den sogenannten Moai. Diese geheimnisvollen Kunstwerke finden sich über die ganze Insel verteilt. Die Moai mit ihren übergroßen Köpfen, tiefen Augenhöhlen und langen Ohren stammen wohl aus der Zeit zwischen den Jahren 1000 bis 1700. 

Viele der Figuren befinden sich an den Hängen des erloschenen Vulkans Rano Raraku, wo sie in einem Steinbruch aus Tuffstein hergestellt wurden. An dieser Stelle befinden sich auch heute noch 300 unfertige Statuen. Der größte unfertige Moai wäre fertiggestellt ungefähr 21 Meter hoch gewesen und hätte und bis zu 250 Tonnen gewogen. Die anderen Skulpturen sind in der Regel 40 bis 60 Tonnen schwer und messen im Schnitt vier Meter.

2. Die Moai-Statuen zeugen von einem alten Ahnenkult

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Die Moai sind für uns Zeitzeugen einer unglaublichen handwerklichen Meisterleistung – für die Rapanui, die indigenen Bewohner der Osterinsel, bedeuteten sie noch viel mehr: sie waren Ausdruck ihres tiefen Glaubens an den segensreichen Schutz der Ahnen. Die Ureinwohner legten im Rahmen einer feierlichen Zeremonie aus Korallen gefertigte Augen in die Augenhöhlen und versahen sie mit Pupillen aus Basaltsteinen. Das indigene Volk glaubte daran, dass der Geist der Ahnen in genau diesem Moment Besitz von der Skulptur nimmt. 

Nach dem Glauben der Rapanui würden die toten Ahnen die Lebenden irgendwann vergessen. Daher haben die Bewohner nach drei bis vier Generationen neue Skulpturen gefertigt, um die Erinnerungen der Gestorbenen wach zu halten. Neueste Forschungen ergaben, dass damals bis zu 1000 Moai-Figuren existierten. Manche von ihnen liegen auf Gräbern und sollen über privilegierte Tote wachen. Wieder andere sollen dem Glauben zufolge das Meer und das Land schützen. So wurden einige der Kolosse entlang der Küste mit dem Rücken zum Meer aufgestellt.

3. Der Transport der riesigen Skulpturen ist vielen ein Rätsel 

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Die meisten „Moai“-Figuren wurden mit primitivsten Werkzeugen bearbeitet und sind danach von den Ureinwohnern zu Steinplattformen transportiert worden, die fast 20 Kilometer entfernt waren. Doch wie war diese Mammutaufgabe zu bewerkstelligen? Ohne die Hilfe von Zugtieren oder Rädern?

Der Evolutionsbiologe Jared Diamond vertritt die These, dass die Rapanui die Figuren auf Holzschlitten gelegt haben und die Skulpturen dann auf Schienen aus Baumstämmen weitertransportiert haben. Hierzu waren riesige Mengen an Holz und viele Menschen von Nöten – um sie zu ernähren, musste noch mehr Wald gerodet werden. Die ökologische Katastrophe der Insel nahm ihren Lauf und besiegelte nach Meinung vieler Forscher das Ende der Kultur der Rapanui.

4. Um die Zerstörung der Kulturanlagen ranken sich viele Mythen

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Bereits 1882 fand der damalige Kapitän, Wilhelm Geiseler, der eine deutsche Südpazifik-Expedition leitete, zerstörte Anlagen vor. Bis heute existieren zahlreiche Mythen und Theorien über die wahre Ursache dieser Zerstörung.

Inwieweit Umwelteinflüsse wie Klimakatastrophen oder ökologischer Raubbau eine Rolle spielten, ist umstritten. Für den Transport und die Errichtung der Figuren wurde immer mehr Holz benötigt, was eine enorme Abholzung zur Folge hatte und den Rohstoff immer knapper werden ließ.  

Vermutet wird auch eine Abkehr von der religiösen Ahnenverehrung und die Zuwendung zum sogenannten Vogelmannkult. Dies führte zum Umstürzen der Moai. Sie hatten als Symbole der alten Religion ihre Bedeutung verloren und ausgedient. Stichhaltige Beweise, welche These für die Zerstörung der Anlagen zweifelsfrei zutrifft, sind Mangelware. So wird die wahre Ursache der Kulturplattform auch weiterhin Anlass für Spekulationen bieten.

5. Die Bewohner der Osterinseln waren Anhänger des Vogelmann-Kults 

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Das alljährliche Zeremoniell um das Finden und Ernennen des neuen Vogelmannes stellte mit den wichtigsten religiösen Höhepunkt auf der Insel dar. Alles drehte sich bei der Feier darum, wer das erste Ei von einer Ruß-Seeschwalbe auf der Felseninsel Motu Nui gefunden hatte. Hierzu kletterten die Vogelmann-Kandidaten eine 300 Meter steile Felswand hinab zum Meer. Anschließend schwammen sie mit Schilfbündeln zur eineinhalb Kilometer entfernten Insel Motu Nui. Dort angekommen warteten sie manchmal wochenlang auf das Eintreffen der Vögel. 

Dem Ei kam deshalb so große Bedeutung zu, da die Rapanui in ihm die Inkarnation des Schöpfergottes Makemake vermuteten. Dem Besitzer dieses Eis wurde religiöse Stärke und höchste politische Macht zuteil. Die Zeremonie überlagerte sogar die ständigen Stammeskämpfe zu jener Zeit, die während der Feierlichkeiten offiziell ausgesetzt wurden.

6. Forscher entdecken hochentwickelte Pigmentproduktion

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Ein internationales Forscherteam hat erst vor kurzem Unglaubliches zu Tage gebracht: die Wissenschaftler entdeckten auf der Osterinsel eine prähistorische Werkstatt zur Pigmentherstellung. Ihnen gelang im Zuge dieses Fundes der Nachweis einer Pigmentproduktion industriellen Ausmaßes. Die Forscher fanden bei Grabungen Hunderte von Gruben, die mit einem rötlichen Pigment gefüllt waren. Detaillierte Laboruntersuchungen waren nötig, um den aufwendigen Herstellungsprozess der Pigmente zu entschlüsseln. 

Die Füllungen der Gruben sind Untersuchungen zufolge fein geschichtet und komplex verarbeitet, was auf einen extrem aufwändigen Prozess der Pigmentherstellung hindeutet. Dies zeigt, dass die Rapa-Nui auch nach der Waldrodung leistungsfähig waren und ihre Kultur zu diesem Zeitpunkt noch nicht dem endgültigen Untergang geweiht war.

7. Die „Langohren“ kämpften mit den „Kurzohren“ um die Macht

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Überlieferungen zufolge kam es immer wieder zu blutigen Machtkämpfen zwischen den „Langohren“, die schon länger auf der Insel beheimatet waren und den erst später zugewanderten „Kurzohren“. Bis 1680 herrschte der Stamm der „Langohren“ über den der „Kurzohren“. Letztere begehrten infolge ihrer Unterdrückung auf und vertrieben die „Langohren“ in den Nordosten der Insel. 

Diese wiederum setzten sich zur Wehr und ließen Gräben ausheben, um darin den verfeindeten Stamm der Kurzohren zu verbrennen. Den Kurzohren gelang es jedoch, den Spieß umzudrehen und alle „Langohren“ zu töten – bis auf drei Überlebende, von denen sogar heute noch Bewohner der Osterinsel behaupten, sie würden direkt von ihnen abstammen. Ab diesem Moment begannen die Eingeborenen, die Moai umzustürzen, statt aufzurichten.

8. Die Umweltkatastrophe hat Symbolkraft für den Niedergang

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Gerade in der heutigen Zeit, in der über den Klimawandel hitzig wie nie debattiert wird, führen Naturschützer gerne die Osterinsel als Beleg dafür an, welche drastischen Folgen der ökologische Raubbau an der Natur haben kann. Der Biologe Jared Diamond spricht in seinem Buch „Kollaps. Warum Gesellschaften überleben oder untergehen“ sogar von einem unbeabsichtigten „Ökozid“, den die frühen Insulaner begangen haben.

Nachdem die Ureinwohner die Wälder gerodet hatten, wuchsen keine Bäume mehr nach. Als Folge der Erosion gab es Ernteausfälle und Hungerkatastrophen. Schon vor der Ankunft der Europäer im 18. Jahrhundert kam es schließlich zu blutigen Auseinandersetzungen. Viele Forscher sehen daher in der Osterinsel ein trauriges Exempel, wie eine menschengemachte Umweltkatastrophe zum Niedergang einer ganzen Kultur führt.

9. Auf der Osterinsel gab es Kannibalismus

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Immer wieder bringt man die Osterinsel in Verbindung mit Kannibalismus. Vor allem die Ausführungen des deutschen Forschers Wilhelm Geiseler aus dem Jahr 1882 lassen den Schluss zu, dass es damals Menschenfresser auf der Insel gab. Als er mit der Freilegung einer Wohnstätte begann, erzählte ihm ein Einheimischer, dass dort Kriegsgefangene gehalten wurden, um sie anschließend zu Ehren der Götter zu opfern und zu verspeisen.  Der Brauch entwickelten sich aus andauernden Stammesfehden heraus, die über Generationen andauerten.

Hatten die Einwohner einen besonders privilegierten Häuptling gefangen, so begnügten sich die Krieger nicht nur mit dem bloßen Verspeisen seines Leichnams: der Schädel des Gefangenen wurde verbrannt, um seinem Gedächtnis und seinen Angehörigen einen besondere Schande anzutun.

10. Das Zeichensystem Rongo Rongo bleibt ein Geheimnis

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Ein weiteres Mysterium der Osterinsel ist die geheimnisvolle Zeichensystem „Rongo Rongo“, das bis heute nicht entschlüsselt ist. Mitte des 19. Jahrhunderts tauchten erstmals Holztafeln auf, in denen Zeichen von verschiedenen Tieren, Menschen oder graphischen Motiven eingeritzt waren.
Diese künstlerischen Symbole sind laut Sprachwissenschaftlern auch auf anderen polynesischen Inseln bekannt. Forscher glauben, dass es sich bei den Zeichen um ein traditionelles Mitteilungssystem handelt.

Bis heute sind viele Fragen des „Rongo Rongo“ offen: So ist beispielsweise weiterhin ungeklärt, ob die Polynesier auf der Osterinsel eine eigene Schrift entwickelt haben oder die Symbolik von den ersten Siedlern eingeführt wurde. Nur eine kleinere Gruppe Eingeweihter konnte diese Holztafeln lesen. Diese Privilegierten haben bei rituellen Feiern die eingeritzten Texte rezitiert. Dabei wurden die Tafeln ständig gedreht und die Leserichtung verändert. Da bei der Weitergabe des Rongo Rongo-Systems oftmals nur die Schrifttechnik vermittelt wurde und das dahinter stehende System nur wenigen Geschulten beigebracht wurde, wird die vollständige Entschlüsselung der indigenen Zeichen wohl weiter im Dunkeln bleiben.

11. Legenden über Magnetfelder und Außerirdische

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Bis heute gibt es erstaunliche viele Mythen über die Osterinsel – manche davon halten sich hartnäckig. So sind einige, mehr oder weniger seriöse Forscher der Meinung, die Insel sei nur der oberste Teil einer größeren, versunkenen Landmasse. Sie stützen ihre Theorie auf die Tatsache, dass in den Vulkankratern Pollen kieferähnlicher Bäume entdeckt wurden. Genährt wird diese Ansicht von der Legende, dass das Land namens Hiva mit seinem König Hotu Matua in einer Sintflut versank. Der Mythos besagt, dass danach nur noch eine Insel übrig blieb, die zugleich Zufluchtsort für die Überlebenden der Flut gewesen wäre. 

Wieder andere Überlieferungen gingen davon aus, dass bei dem Transport der kolossalen  Figuren sogar Außerirdische am Werk waren oder frühere Priester die riesigen Steinskulpturen zum eigenständigen Gehen auffordern konnten.

Immer wieder werden auch angebliche Manipulationen am scheinbar anormalen Magnetfeld der Insel ins Feld geführt, die ebenfalls von „himmlischen Besuchern“ ausgehen sollen.