Russin nimmt einen Türken zum Mann und erlebt die Kultur

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Eine Hochzeit ist der besiegelte Beginn einer Lebensgemeinschaft. Bei einer Heirat zweier Menschen aus unterschiedlichen Kulturen begegnen sich nicht nur Frau und Mann, sondern auch verschiedene Sprachen, Religionen, Bräuche und Werte. Wie kompliziert eine solche Verbindung sein kann beweist die hohe Scheidungsrate binationaler Ehen in Deutschland, sie liegt bei 64%.

Svetlana, eine junge Russin ging aus Liebe dieses Abenteuer ein und heiratete ihren türkischen Freund. Auf ihrem Blog „Die Frau des Sultans“ erzählt sie über ihr spannendes Leben in der Türkei. Aufgeschlossenheit und sehr viel Toleranz sind Grundvoraussetzung für eine binationale Ehe und auch für ein Leben im Ausland. Begleiten wir Svetlana bei ihrer Begegnung mit der türkischen Kultur.

1. Svetlana

Svetlana stammt aus St. Petersburg und lernte ihren Freund in ihrer russischen Heimatstadt kennen. Die beiden verliebten sich Hals über Kopf. Die Hochzeit fand nur wenige Wochen später statt. Wie jedes Paar mussten sich auch die beiden entscheiden, wo sie zukünftig leben möchten. Ihre Wahl fiel auf die Türkei.

Frisch verliebt, mit Herzklopfen und gepackten Koffern stürzte sich die Russin in dieses Abenteuer. In ihrem Blog „Die Frau eines Sultans“ verarbeitete sie ihr Zusammentreffen mit der türkischen Kultur. Instagram gibt ihr die Möglichkeit Fotos ihrer Eindrücke zu zeigen. Svetlana teilt auf diese Weise ihre Erlebnisse in der Türkei mit der Welt.

2. Die Hochzeit

Die Familie und ihre Freunde waren nicht begeistert von Svetlanas Entscheidung einen türkischen Mann zu heiraten. Eine Herausforderung vor der auch andere binationale Paare stehen, denn nicht immer heißt das Umfeld eine solche Beziehung gut. Svetlana war hin- und hergerissen zwischen der Loyalität ihrer Familie gegenüber und der Liebe zu ihrem Freund.

Die junge Russin folgte ihrem Herzen. Svetlana war sich sicher, dass sich aus der Verbindung mit ihrem Verlobten und aus der ihrer Kulturen ein großer Reichtum entwickeln würde. Binationalen Paaren wird von Psychologen immer wieder empfohlen, sich auf Gemeinsamkeiten zu konzentrieren und auf die Freude am Miteinander. Wir werden sehen, ob Svetlana dieses Vorhaben gelang.

3. Gemeinsame Kinder

Als das Ehepaar Kinder bekam, äußerten Freunde und Verwandte erneut ihre Bedenken. „Wie kannst du mit ihm Kinder bekommen? Im Falle einer Scheidung kann er sie dir wegnehmen.“, dies waren Sätze, die Svetlana traurig stimmten. Der selbstbewussten Russin war durchaus klar, dass ihre Kinder im Spannungsfeld zweier Kulturen aufwachsen würden.

Diesen Umstand sah sie jedoch als Bereicherung an. Ihre beiden Kinder würden zwei Kulturen kennenlernen und zwei Sprachen sprechen. Svetlana war sich sicher, dass ihre Kleinen dadurch zu toleranten und weltoffenen Menschen werden würden. Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass die Erziehung für sie und ihren Ehemann ein großes Maß an Toleranz und Flexibilität forderte.

4. Mit sauberen Füßen

Bild: Yarygin / Shutterstock.com

In Russland ist der Großteil der Bevölkerung russisch-orthodox. Da jedoch auch der Islam weit verbreitet ist, war diese Religion Svetlana nicht völlig fremd, als sie in die Türkei zog. Überrascht war Svetlana, dass sich türkische Gläubige beim Betreten einer Moschee die Schuhe ausziehen. Der Grund hierfür leuchtete der Russin jedoch durchaus ein, denn die Menschen wollen Allah nicht mit dreckigen Füßen gegenüber treten.

Abdest“ nennt sich die rituelle Waschung, die Muslime vor dem Beten durchführen. Noch überraschter war Svetlana, dass man sich in der Türkei auch im eigenen zu Hause die Schuhe auszieht. Da Muslime jedoch häufig zu Hause beten, leuchtete ihr auch diese Regel völlig ein.

5. Kaiserschnitt als normale Geburt

Auf ihrem Blog beschreibt Svetlana, wie sie die Geburt ihrer Kinder erlebt hat. Während in vielen Länder ein Kaiserschnitt oft nur aus medizinischer Indikation durchgeführt wird, ist dies in der Türkei anders. Die meisten der schwangeren türkischen Frauen, die es sich leisten, können wählen eine Privatklinik zur Entbindung.

80% aller schwangeren Frauen in der Türkei wählen in privaten Krankenhäusern einen Kaiserschnitt als Geburtsmethode. Auch Svetlana wählte eine solche „Geburt nach Termin„. Trotz der großen Bauchoperation konnte die junge Mutter das Krankenhaus bereits am nächsten Tag wieder verlassen. Gemeinsam mit China und Mexiko gehört die Türkei zu den Ländern mit der höchsten Kaiserschnittrate.

6. Arrangierte Ehen

Svetlana hatte aus Liebe geheiratet, es war für sie unvorstellbar, dass es in der Türkei noch immer viele arrangierte Ehen gab. Studien zufolge wählt nur jede dritte junge Frau in diesem Land ihren zukünftigen Ehemann aus freien Stücken aus. Vor allem im südöstlichen Teil der Türkei ist der Brauch der arrangierten Ehe noch sehr verbreitet.

In dörflichen Gegenden ist zudem die Brautschau, die einer arrangierten Ehe vorausgeht noch üblich. Das Werben um die Braut wird dabei von der Familie des Bräutigams injiziert und endet mit der Verlobung. Die Tatsache, dass es auch noch immer Kinderehen in der Türkei gibt, schockierte die junge Russin.

7. Medizin-Tourismus

Bild: fotoliza / Shutterstock.com

Eine weitere Tatsache überraschte Svetlana sehr. Viele Menschen reisen in die Türkei, nur um sich dort einer Schönheitsoperation zu unterziehen. Es gibt Reiseunternehmen, die sich speziell darauf spezialisiert haben. Besonders gefragt sind Nasenoperationen, Straffung der Augenlider und Verkleinerung oder Vergrößerung der Brüste. Schönheitsoperationen in der Türkei sind günstiger als in vielen europäischen Ländern.

Da der Qualitätsstandard trotzdem sehr hoch ist, entscheiden sich viele Menschen für einen Klinikaufenthalt in der Türkei. Die Betriebs- und Personalkosten sind hier deutlich geringer, als beispielsweise in der Schweiz oder in Deutschland. „In der Türkei boomt der Medizin-Tourismus“, erzählt Svetlana in ihrem Blog. Doch es gibt noch weit mehr Fakten, die die Russin erstaunten.

8. Türkisches Durcheinander

In Russland ist man zum Frühstück gern Piroggen. Auch der sogenannte „Kascha“ wird gern am Morgen verspeist. Dies ist ein Haferbrei, der gern gesüßt und mit Früchten gemischt gereicht wird. An die morgendlichen Essensgewohnheiten in der Türkei konnte sich Svetlana nur schwer gewöhnen. In ihren Augen kam ein völliger Durcheinander auf den Tisch.

Knoblauchwurst, Eier, Marmelade und Gemüse. Welcher Magen um Himmels willen kann soviel unterschiedliche Geschmäcker verkraften? Svetlana versuchte sich daran zu gewöhnen. Allerdings musste sie feststellen, dass ihrer Toleranz hier Grenzen gesetzt waren. Der türkische Durcheinander war ganz einfach nicht nach ihrem Geschmack. Doch es gab andere türkische Speisen, die die Russin begeisterten.

9. Köstliche Gerichte

Svetlana schwärmt in ihrem Blog von türkischen Desserts. Schon beim Anblick von Baklava laufe ihr das Wasser im Mund zusammen. Das Gebäck aus Teig, Nüssen und Honig, sei einfach eine Köstlichkeit aus 1001 Nacht, berichtete sie. Nicht weniger begeistert sei sie von Dönern.

Die türkische Küche sei an und für sich großartig, da sie alle möglichen mediterranen Einflüsse vereine. Bei Hauptgerichten würde man gern Öl und Tomatenpaste zum Kochen verwenden, erklärte Svetlana ihren Lesern aus aller Welt. In ihrem Blog „Die Frau des Sultans“ teilt die Russin ihre ganz persönlichen Eindrücke mit. Unter Punkt 10 berichten wir über einen Brauch, der die Russin zu Anfangs sehr erstaunte.

10. Tradition des Umtauschens

Bild: Qudama Seger / Shutterstock.com

Svetlana war es gewohnt, sich über Geschenke sehr viel Gedanken zu machen. Das Umtauschen von Präsenten solle man vermeiden, da dies dem Schenkenden gegenüber unhöflich sei, in diesem Glaubenssatz war Svetlana erzogen worden. Ihr Leben in der Türkei zwang sie sich auf diesem Gebiet umzustellen.

Innerhalb der Familie ihres Manns schenkt man sich meist Kleidung. Da viele Textilien in der Türkei selbst hergestellt werden kann man sie recht günstig einkaufen. Einen Umtausch nehme man hier nicht als Affront, sondern dies sei einfach üblich, plauderte sie. Wenn man Kleidung verschenke, passe sie eben nicht immer. Pullover, Sweatshirts, T.Shirts und Blusen, aber auch Tischwäsche sind in der Türkei gern gesehene Gaben.

11. Einkaufen auf dem Basar

Bild: rkl_foto / Shutterstock.com

Für Menschen, die erstmalig auf einen Markt in der Türkei gehen, ist die Art des Verkaufens die Händler an den Tag legen gewöhnungsbedürftig. Die Verkäufer preisen offensiv ihre Waren an und bei Früchten darf gern probiert werden. Trotzdem sei Vorsicht geben, meinte die Russin, denn gern wird einem auch nicht so schöne Ware untergejubelt.

Obst und Gemüse, das auf den Basaren angeboten wird, sind um einiges schmackhafter, als Svetlana es aus russischen Supermärkten kennt. Kein Wunder, die Früchte wachsen ja zum Großteil in der Türkei und wandern frisch geerntet auf den Markt. Besonders frische Feigen sind eine Köstlichkeit, die man außer in der Türkei kaum zu kaufen bekommt.

12. Schick angezogen

Svetlana lief in ihrer Wohnung in St. Petersburg gern lässig gekleidet in Shorts und T.Shirts herum. Um Ärger mit ihrem Mann zu vermeiden hat sie ihren Kleidungsstil umgestellt. Ihr Ehemann hasse es, wenn sie in ausgeleierten Shirts herumlaufe, berichtete sie. Sie tut ihm den Gefallen und kleidet sich zu seiner Freude nun sehr weiblich.

Es sei ein Zeichen, dass man wenigstens zu einer mittleren Gesellschaftsschicht gehöre, wenn man sich akkurat anziehe, teilte Svetlana ihren Leserinnen mit. Shorts zu tragen, gelte in der Türkei als unangemessen. Viele türkische Frauen geben viel Geld für den Friseurbesuch und für Schönheitspflege aus. So adrett gekleidet wie auf dem Foto ist Svetlanas Ehemann von ihrer Kleidung begeistert.

13. Konflikte beim Essen

Bild: ANAID studio / Shutterstock.com

Auch mit viel aufgebrachter Toleranz kommt es wegen der kulturellen Unterschiede hin und wieder zu Differenzen zwischen Svetlana und ihrem Mann. Ihre Vorlieben beim Essen unterscheiden sich sehr voneinander. Als Russin ist es die junge Frau gewohnt Schweinefleisch zu essen. Für ihren türkischen Ehemann sei dies ein No-Go, stand in Svetlanas Blog zu lesen. Schweinefleisch gibt es in der Türkei auch kaum zu kaufen.

Ihr Ehemann liebe Lammfleisch, dessen Geschmack sie unerträglich fände, erzählte die Russin. Allein schon an den intensiven Geruch dieses Fleisches und an den penetranten Geschmack kann sich die Russin nicht gewöhnen. So werden gemeinsam zubereitete Mahlzeiten des Öfteren zu einem Konfliktthema. Auch Punkt Nummer 15 führt immer wieder zu Streit.

14. Unterschiede bei der Erziehung

Kindererziehung ist für die meisten Ehepaare ein heikles Thema. Hier prallen unterschiedlichen Vorstellungen und in den Ursprungsfamilien als verschieden erlebte Bräuche oft hart aufeinander. Besonders in binationalen Familien ist Kindererziehung eine Herausforderung und das Ehepaar sollte sich gut abstimmen.

In der Türkei haben kleine Kinder für gewöhnlich viele Freiheiten. Sie dürfen laut sein, sich austoben und feste Uhrzeiten sind kein Maßstab. „Gehorsamkeit und Respekt“ sind Werte, die es zu vermitteln gilt. Das dürfte nicht so leicht durchzusetzen sein, wenn Kinder daran gewöhnt sind bis spät abends wild herumzutoben. Svetlana beschrieb in ihrem Blog, wie erstaunt sie gewesen sei, dass Kinder in der Türkei oft harsch beschimpft werden.

15. Die Zukunft vorhersehen

Auch an den türkischen Kaffee musste sich Svetlana erst einmal gewöhnen. Der Mokka wird in einem Kännchen gekocht und mit Gewürzen und Zucker verfeinert. Serviert wird das starke Gebräu in kleinen Tassen. In Russland gehört, das Trinken von Tee zur Kultur, doch Svetlana fand bald Gefallen an türkischem Mokka.

Dies lag vor allem auch daran, dass sich die junge Russin einen Spaß daraus machte aus dem Kaffeesatz zu wahrsagen. Den orientalischen Brauch stellte Svetlana auch in ihrem Blog vor. Vom starken Kaffee lässt man einen kleinen Rest in der Tasse. Wenn man sich die Kaffeespuren in der Tasse ansieht, kann man mit etwas Fantasie Symbole erkennen. Erkennen Sie das Herz in Svetlanas Rasse?

16. Eigenartige Gewohnheiten

Das Temperament der türkischen Menschen erstaunte Svetlana immer wieder. In ihrem Blog „Die Frau des Sultans“ erzählt sie erstaunt darüber, wie sich an ihrem neuen Wohnort die Menschen in der Öffentlichkeit streiten, sich aus dem Autofenster heraus anschreien, oder im Straßenverkehr häufig hupen.

Doch da gab es noch etwas, über das sich die junge Russin wunderte. Zum Essen gibt es immer und überall Joghurt. Es scheine, dass in ihrem neuen Heimatland ein Essen ohne Joghurt gar nicht denkbar sei, wunderte sich Svetlana. Einer Legende nach wurde dieses Milcherzeugnis sowieso in der Türkei erfunden. Kameltreiber hatten Milch in den Satteltaschen ihrer Lasttiere aufbewahrt und mit der Zeit gärte die Milch und wurde zu Joghurt.

17. Finanztipps

Bild: Pipas Imagery / Shutterstock.com

Svetlana möchte ihre Leser nicht nur unterhalten, sie möchte ihnen einen echten Mehrwert mit auf den Weg geben. Deshalb gibt sie in ihrem Blog auch Tipps, wie man in der Türkei günstig leben kann. Auf diese Weise tappen Einwanderer nicht in ungewollte Fallen.

Die junge Russin erzählte, dass es ein großer finanzieller Unterschied sei, ob man sich eine Wohnung, oder ein Haus miete. Eine hübsche Wohnung bekomme man schon für 220 Dollar, währen ein Haus nicht unter 1000 Dollar zu mieten sei. Möchte man ein Auto mieten müsse man mindestens mit 34 Dollar am Tag rechnen, während ein Fahrrad für 17 Dollar zu haben ist.

18. Preiswert leben

Bild: konfik / Shutterstock.com

Die junge Russin berichtete in ihrem Blog immer wieder begeistert, wie preisgünstig es sich in der Türkei leben lässt. Sie postete ein Foto von einem luxuriösen Dinner am Meer. Hier feierte sie mit ihrem Mann ihren Hochzeitstag und all die kulinarischen Genüsse, hatten sie und ihren Ehemann nur 48 Dollar pro Person gekostet.

Das Leben in der Türkei ist um Einiges billiger als in Russland. Sei es der Einkauf im Supermarkt, das Essen in Restaurants oder der Eintritt zu kulturellen Veranstaltungen, Svetlana verbraucht hier viel weniger Geld als in St. Petersburg. Für die junge Mutter gibt es jedoch einen Punkt, der noch viel wichtiger ist, als preiswertes Leben.

19. Bildung

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Für eine gute Schulbildung müsse man in der Türkei tief in die Tasche greifen, berichtete Svetlana. Zwar gäbe es staatliche Schulen, doch Privatschulen seien einfach die bessere Alternative. In der Türkei gibt es eine 8-jährige Schulpflicht, möchte man danach auf ein Gymnasium und hinterher auf eine Universität, muss man Aufnahmetests bestehen.

Auf diese Übergänge bereiten Privatschulen einfach besser vor. Auch an öffentlichen Schulen müssen Eltern für Bücher und Uniform selbst aufkommen. Im Osten der Türkei in ärmeren Gegenden ist es nicht immer allen Kindern möglich am Bildungswesen teilzuhaben. Hier gäbe es sogar immer noch Kinder, die überhaupt nicht zur Schule gingen, berichtete Svetlana traurig.