
Im Süden Frankreichs kämpfen zwei Schwertwale ums Überleben. Wikie und ihr Sohn Keijo sind die letzten in Gefangenschaft lebenden Orcas des Landes – und leben seit Monaten unter dramatischen Bedingungen. Nachdem der Freizeitpark Marineland Antibes Anfang 2025 schließen musste, ist ihr Schicksal ungewiss.
Der Zoo ist leer, das Becken verwahrlost. Zwar werden die Tiere noch gefüttert, doch sie leiden unter Isolation. Tierschützer und Behörden suchen verzweifelt nach einer Lösung – bisher ohne Erfolg. Wenn nicht bald gehandelt wird, droht den Tieren das sichere Ende.
1. Gesetz für Tiere – aber ohne Lösung

Das 2021 verabschiedete französische Gesetz gegen Wildtierhaltung wurde als Meilenstein gefeiert. Ab 2026 ist es verboten, Wale in Gefangenschaft zu halten oder zu züchten. Doch die politische Umsetzung hinkt hinterher. Zwar ist klar, dass die Orcas aus dem verfallenden Park gebracht werden müssen – doch ein konkretes Konzept für ihre Umsiedlung fehlt.
Tierheime, Meeresbuchten, Auffangstationen: Vieles wurde geprüft, nichts davon erfüllte die Anforderungen. Frankreichs Umweltministerium will handeln, doch geeignete Plätze sind rar. Die Folge: Ein Gesetz zum Schutz führt – ironischerweise – aktuell zur Gefahr für genau die Tiere, die es schützen sollte.
2. Zwei tragische Schicksale – Mutter und Sohn allein

Wikie (23) hat bereits zwei ihrer Jungen verloren. Moana starb 2023 mit nur zwölf Jahren, Inouk verendete 2024 nach dem Verschlucken eines Metallteils. Für Tierschützer ist klar: Auch Keijo ist gefährdet. Als letzter überlebender Sohn lebt er mit seiner Mutter in völliger Isolation. Die beiden kommunizieren kaum – ein Anzeichen von mentaler Überlastung und Verzweiflung.
Orcas gelten als soziale Lebewesen mit komplexen Familienstrukturen. Ohne Artgenossen und Reize verkümmern sie geistig. Die Aktivistin Marketa Schusterova warnt: „Das Becken stellt eine Lebensgefahr dar – die Tiere können das nicht mehr lange überleben.“
3. Verlassener Park – keine Hilfe in Sicht

Seit Januar steht Marineland still. Trainer, Besucher, tägliche Routinen: alles verschwunden. Nur eine Notbesatzung füttert die Orcas, doch das reicht nicht. Die Becken werden nicht gereinigt, Beschäftigung gibt es keine – was bei intelligenten Meeressäugern zu schwerwiegenden psychischen Folgen führt. Tierschützer sprechen von einem mentalen Verfall. Die Wassertanks sind durchsetzt mit grünem Schleim, trübem Wasser und abblätterndem Beton.
Die Tiere schwimmen ziellos – der einstige Showpark ist zu einem sterilen Gefängnis verkommen. Dabei stehen Wikie und Keijo sinnbildlich für ein größeres Problem: Was passiert mit Meerestieren, wenn sie aus Tierschutzgründen nicht mehr gehalten werden dürfen?
4. Geplatzte Rettungspläne weltweit

Ein Transport nach Teneriffa scheiterte: Dortige Anlagen erfüllen laut Experten nicht die EU-Normen. Japan kam ebenfalls nicht infrage – der Aufwand wäre riesig, und die Entfernung für die Tiere zu belastend. Auch politische Hürden erschweren die Sache. Alle Hoffnung ruht nun auf Kanada.
Dort plant das Whale Sanctuary Project eine Bucht für ehemalige Zootiere – allerdings ist die Anlage noch nicht betriebsbereit. Selbst wenn alles klappt, würde ein Transfer Monate dauern. Für Wikie und Keijo könnte das zu spät sein. Auch deshalb wird nun ein provisorisches Becken in Frankreich gefordert.
5. Tierschützer schlagen Alarm – und appellieren

Die Organisation Tidebreakers dokumentierte mit Drohnenbildern den kritischen Zustand im Orca-Becken. Schimmel, Trübung, Rost – kaum Lebensraum, sondern Verfallsort. In Videos auf Social Media warnen sie eindringlich vor einer Tragödie. Unterstützer weltweit teilen ihre Beiträge, doch auch Kritik an den Zuständen des ehemaligen Freizeitparks wird laut. Warum wurden keine Vorsorgemaßnahmen getroffen?
Warum wurden Tiere zurückgelassen? Die NGO fordert: Ein mobiles Übergangsbecken müsse gebaut werden – mit besserem Wasser, medizinischer Betreuung und gezielter Beschäftigung, bis ein dauerhafter Platz gefunden ist. Nur dann können die Orcas überleben.
6. Experten fürchten Einschläferung

Je länger die Tiere in den tristen Becken bleiben, desto höher wird das Risiko: Infektionen, Verhaltensstörungen, Herz-Kreislauf-Probleme. Wenn Wikie und Keijo schwere Krankheiten entwickeln, könnte eine Einschläferung als „humaner Ausweg“ diskutiert werden. Genau davor warnen Tierschützer. Denn es wäre ein Eingeständnis des Scheiterns – politisch wie moralisch.
Tierschutz endet nicht beim Gesetzestext, sondern braucht konkrete Handlung. Und dafür läuft die Zeit davon. Das Schicksal dieser beiden Tiere rückt nun international in den Fokus. Was in Südfrankreich passiert, könnte zu einem Skandal für ganz Europa werden.
7. Der letzte Ausweg: temporäre Rettung vor Ort

Für Aktivistin Schusterova ist klar: Ein mobiles Übergangsbecken muss her – so schnell wie möglich. Auf dem Gelände von Marineland könnte ein neues, sicheres Becken errichtet werden – mit frischem Wasser, Reinigungssystem und Trainingsmöglichkeiten. Auch wenn dies nur eine Zwischenlösung wäre, könnte es Leben retten.
Unterstützer suchen derzeit nach Sponsoren, Technikern und logistischen Möglichkeiten. Eine Rettung in letzter Minute – wie realistisch sie ist, wird sich zeigen. Doch klar ist: Bleiben Wikie und Keijo, wo sie sind, ist ihr Schicksal besiegelt.