Glanz, Gaffern und Gänsehaut: So lief der ESC-Sonntag in Basel wirklich ab

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Bild: IMAGO / Manuel Stefan

Es hätte ein Tag voller Musik, Freude und internationaler Gemeinschaft sein können – und das war er in weiten Teilen auch. Doch der Eurovision Song Contest in Basel wurde von mehr begleitet als nur Applaus und Apéro.

Zwischen politischen Spannungen, einem fast historischen Fußballmoment und kuriosen Live-Patzern entwickelte sich der 11. Mai 2025 zu einem der denkwürdigsten Sonntage der Schweizer Eventgeschichte. Doch was genau geschah wirklich auf und abseits der ESC-Bühne – und was bleibt am Ende davon hängen?

1. Ein Sonntag zwischen Jubel und Polizeiabsperrung

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Bild: IMAGO / Manuel Stefan

Am Barfüsserplatz mischten sich am Nachmittag ESC-Fans, Familien, Reporter – und plötzlich: FCB-Anhänger in Meisterstimmung. Der FC Basel stand kurz davor, nach acht Jahren endlich wieder Schweizer Meister zu werden. Gleichzeitig lief die ESC-Eröffnungsfeier. Zwei völlig unterschiedliche Welten prallten aufeinander – und doch ergänzten sie sich irgendwie.

Die Polizei war vorbereitet: Beamte aus verschiedenen Kantonen sicherten das Geschehen. Was wie eine doppelte Feier wirkte, war für die Behörden ein Drahtseilakt. Denn es blieb nicht nur beim Sport und der Musik: Auch politische Spannungen lagen über dem Event.

2. Moderatorin sorgt für Eklat im ZDF-Fernsehgarten

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Für Irritation sorgte am Rande auch Andrea Kiewel im ZDF-Fernsehgarten. Sie beklagte sich öffentlich, dass das deutsche ESC-Duo Abor & Tynna keine Lust gehabt habe, in ihrer Sendung aufzutreten. In einer emotionalen Reaktion entfuhr ihr: „Was ich zum Kotzen finde!“ Ihre Wortwahl sorgte in sozialen Netzwerken für Diskussionen.

Während einige ihre Direktheit schätzten, hielten andere die Bemerkung für unprofessionell. Dabei ging der ursprüngliche Kritikpunkt fast unter: das offenbar angespannte Verhältnis zwischen den deutschen ESC-Künstlern und etablierten Fernsehformaten.

3. Demonstrationen und Drohgesten überschatten Auftakt

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Bild: IMAGO / ZUMA Press Wire

Im Zuge der ESC-Parade kam es zu politischen Aktionen, die für Schlagzeilen sorgten. Eine Frau blockierte ein Tram, in dem die israelische Kandidatin Yuval Raphael saß. Und ein Mann, der eine Palästina-Flagge trug, führte laut Videoaufnahmen eine Handbewegung aus, die viele als Morddrohung interpretierten – die Hand schnitt waagrecht über seinen Hals.

Der israelische Sender Kan erstattete Anzeige. Die Basler Polizei kündigte an, die Szene zu prüfen und einen Rapport für die Staatsanwaltschaft zu verfassen. Auch wenn sich die Geste nicht eindeutig zuordnen lässt, war der Schock bei vielen spürbar.

4. Emotionale Aussage einer Überlebenden

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Yuval Raphael, die israelische ESC-Kandidatin, war nicht nur wegen ihres Liedes im Mittelpunkt. Die 24-Jährige überlebte den Angriff der Hamas am Nova-Musikfestival im Oktober 2023. Dass sie nun beim ESC auftritt, hat für viele Symbolkraft – für andere jedoch politischen Zündstoff. Die Sicherheitslage rund um sie war entsprechend angespannt.

Was als musikalische Veranstaltung gedacht war, wurde plötzlich zum Schauplatz von Demonstrationen, Sicherheitsdebatten und schwierigen Fragen: Wie politisch darf der ESC sein? Und wo endet freie Meinungsäußerung?

5. Drag-Interview endet in peinlichem Fettnapf

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Für einen weiteren Lacher – oder auch Fremdscham-Moment – sorgte die Drag Queen Odette Hella’Grand. Beim Interview mit dem norwegischen Kandidaten Kyle Alessandro fragte sie, ob dessen Song „Lighter“ entstanden sei, weil er im Club immer ein Feuerzeug suche.

Kyle reagierte sichtlich irritiert und erklärte, dass der Song seiner Mutter gewidmet sei, die den Krebs besiegt habe. Der Titel solle daran erinnern, das innere Licht nicht zu verlieren. Ein klassischer Fall von schlecht vorbereiteter Frage – und ein Moment, der in sozialen Medien schnell viral ging.

6. ESC wird zur Fußballparty – fast

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Während auf der ESC-Bühne internationale Künstler ihr Bestes gaben, war der Barfüsserplatz fest in FCB-Hand. Das entscheidende Spiel der Berner Young Boys gegen Servette Genf lief noch – ein Remis würde Basel reichen. Fans verfolgten den Liveticker, die Stimmung schwankte zwischen Euphorie und Nervosität.

Bereits jetzt blockierten Massen von Fans die Straßen, Trams kamen nicht mehr durch. Der ESC wurde für viele zur Nebensache – oder zur perfekten Kulisse für ein historisches Fußballfest. Der Ausnahmezustand war förmlich greifbar, während sich alles zuspitzte.

7. Kritik und Konsens

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Nicht alle fanden die Vermischung aus Sport, Politik und ESC stimmig. Einige Stimmen äußerten sich kritisch zu den Sicherheitsmaßnahmen, andere zu den politischen Symbolen. Eine junge Frau sagte: „Farbe bekennen ist okay, aber andere wegen ihrer Flagge zu belästigen, geht gar nicht.“ Viele waren sichtbar bemüht, sich nicht öffentlich zu äußern – zu heikel erschien das Thema.

Und doch war es allgegenwärtig. Der ESC in Basel wurde so zum Spiegel unserer Zeit: international, emotional, aber auch konfliktreich – mit einer Stadt im Zentrum, die gleich zwei Feste auf einmal stemmen musste.

8. Was vom Sonntag bleibt

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Bild: IMAGO / Manuel Stefan

Am Ende bleibt ein Tag, der wie kein anderer Gegensätze vereinte: ein friedliches Musikfest mit politischen Spannungen, ein Fußballerfolg mit Polizeibegleitung, lustige Versprecher und ernste Vorwürfe. Basel hat am Sonntag Geschichte geschrieben – nicht nur im ESC-Kalender.

Was als bunter Show-Abend geplant war, wurde zum Spiegelbild europäischer Gegenwart. Zwischen Fan-Freude und Fahnenschwenken bleibt vor allem eins hängen: Der ESC ist mehr als nur ein Wettbewerb – er ist Bühne für unsere Gesellschaft. Und Basel hat gezeigt, wie schwer es sein kann, all das unter einen Hut zu bringen.4o





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Tardigraden, auch bekannt als "Wasserbären", sind winzige Lebewesen, die extreme Temperaturen, hohen Druck, Strahlung und sogar das Vakuum des Weltraums überleben können. Sie tun dies, indem sie in einen Zustand der Kryptobiose eintreten, bei dem ihre Stoffwechselaktivität nahezu zum Erliegen kommt. Diese Fähigkeit macht sie zu einigen der widerstandsfähigsten Organismen auf der Erde.