
Ein schockierender Fund erschüttert derzeit die Slowakei: In zwei kleinen Gemeinden im Osten des Landes haben Ermittler eine der größten illegalen Hundezuchten Europas ausgehoben. Verängstigte Welpen, kranke Muttertiere und enge, verdreckte Käfige prägten das grausame Bild, das sich Polizei und Veterinären bot.
Der Einsatz verlief auf drei verschiedenen Grundstücken – mit erschütterndem Ergebnis. Doch wie kam es zu dieser großangelegten Razzia? Und warum spielt ausgerechnet Deutschland in dieser Geschichte eine Rolle? Hinter den nackten Zahlen verbirgt sich ein systematisches Leid, das nur durch Zufall aufgedeckt wurde.
1. Ein Haus, das zur Hölle wurde

In einem unscheinbaren Familienhaus in der Gemeinde Partizánske stießen Beamte auf Zustände, die sprachlos machen: 305 Hunde auf engstem Raum – eingepfercht, unterversorgt und teilweise krank.
Auch auf zwei weiteren Grundstücken in der Region Prievidza wurden Tiere entdeckt – insgesamt 853 Hunde und Welpen. Die Tiere vegetierten in verdreckten Boxen, viele von ihnen waren stark abgemagert und zeigten Anzeichen massiver Vernachlässigung. Nach Angaben der Behörden handelte es sich dabei um eine professionell organisierte Zuchtanlage, die nur ein Ziel hatte: Profit um jeden Preis.
2. Die größte Razzia der Landesgeschichte

Die slowakischen Behörden sprechen von der größten Aktion gegen illegale Hundezucht, die das Land je erlebt hat. Polizei und Veterinärbehörde arbeiteten bei der Durchsuchung Hand in Hand – ein logistisch und emotional belastender Einsatz.
Allein die Versorgung der beschlagnahmten Tiere stellt die Region nun vor enorme Herausforderungen. In sozialen Medien teilte die Polizei erste Bilder, die das ganze Ausmaß zeigen: überfüllte Käfige, Hunde mit verfilztem Fell und leeren Blicken. Für die Einsatzkräfte war es kein gewöhnlicher Tag, sondern ein Einblick in eine Welt, in der Tiere zu Waren degradiert wurden.
3. Rassehunde aus dem Katalog

Die beschlagnahmten Hunde waren keineswegs Mischlinge oder Straßenhunde – vielmehr handelte es sich um begehrte Rassen wie Malteser, Yorkshire-Terrier, Pudel, Cocker Spaniel und Spitz. Diese Tiere sind auf dem europäischen Markt besonders gefragt und lassen sich gewinnbringend verkaufen.
Dass es sich um eine geplante Exportstruktur handelt, legen gefundene Papiere nahe. Die Tiere waren systematisch vorbereitet: entwurmt, gefüttert – gerade so viel, dass sie überleben. Die Behörden vermuten, dass sie über Zwischenhändler nach Westeuropa gebracht werden sollten – unter anderem nach Deutschland.
4. Ein Markt, der krank macht

Die slowakischen Behörden rechnen vor: Für einen Welpen aus illegaler Zucht lassen sich 500 bis 1000 Euro erzielen. Besonders skrupellos: Viele Käufer wissen nicht, woher die Tiere stammen. Online-Anzeigen und scheinbar seriöse Händler verbergen die Herkunft geschickt.
Oft sind die Hunde nicht geimpft, nicht registriert – und erkranken kurz nach dem Kauf. Die Leidtragenden sind nicht nur die Tiere, sondern auch gutgläubige Familien, die sich ein Haustier wünschen. Der Schwarzmarkt mit Hundewelpen floriert – solange Nachfrage und Unwissenheit hoch bleiben, wird sich daran nur schwer etwas ändern.
5. Tierheime am Limit

Nach dem Einsatz müssen die 853 Hunde und Welpen zunächst in Tierheimen untergebracht werden – eine Mammutaufgabe. Die Einrichtungen der Region arbeiten am Limit.
Personal, Platz und Ressourcen sind knapp. Gleichzeitig bemühen sich Tierschutzorganisationen um Unterstützung, Pflegeplätze und Spenden. Viele der Tiere sind krank, brauchen medizinische Versorgung und psychologische Betreuung. Einige zeigen starke Verhaltensauffälligkeiten, viele sind kaum sozialisiert. Für die Helfer ist es ein Wettlauf gegen die Zeit – denn jedes Tier verdient eine zweite Chance, und dafür braucht es Geduld, Geld und viel Engagement.
6. Das wahre Ziel: Export nach Deutschland

Wie nun bekannt wurde, sollten viele der Hunde nach Deutschland, Italien und Belgien exportiert werden. Besonders Deutschland galt laut Behörden als Zielmarkt Nummer eins. Martin Chudý von der slowakischen Veterinärbehörde spricht Klartext: „Diese sogenannten Züchter haben die Tiere zu Produktionsmaschinen gemacht.“
Ihr einziges Ziel: schneller Profit durch schnelle Vermehrung. Die Ermittlungen laufen noch, zu möglichen Strafen äußert sich die Polizei nicht. Doch der Fall macht klar: Illegale Hundezucht ist kein regionales Problem, sondern ein europaweites Geschäft – bei dem Tierleid die Währung ist.