Geisterstädte, die von ihren Bewohnern aufgegeben wurden

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Geisterstädte regen die menschliche Fantasie an. Sie sind spannend, zugleich sind sie aber auch gruselig. Diese verlassenen Orte sind Zeitzeuge einer früheren Existenz. Irgendwann haben einmal Menschen an diesen Orten gelebt. Warum, weshalb, wieso die Menschen diese Orte und Städte verlassen haben, dafür gibt es viele verschiedene Gründe.

Jetzt aber sind sie verlassen und die Gebäude der Städte stehen leer. Trotzdem ziehen sie immer wieder Menschen an. Menschen, die Fotos von diesen gruseligen Orten machen wollen, Menschen, die Spaß daran haben, solche Geisterstädte zu besuchen. Hier sind einige Beispiele für gruselige Geisterstädte, die irgendwann von ihren einstigen Bewohnern aufgegeben wurden.

1. Terlingua, Texas, USA

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Noch 1903 wohnten 3000 Menschen in dem texanischen Ort Terlingua, gleich an der mexikanischen Grenze. Mitte der 1880er Jahre wurde in der Umgebung des Ortes Quecksilber gefunden und fortan bauten vier Minengesellschaften dort das Schwermetall ab. Während die Quecksilberproduktion noch während des Ersten Weltkrieges erheblich anstieg, sank sie während der Weltwirtschaftskriese stark ab. Die Minengesellschaften gingen in nach und nach Konkurs, die Arbeitsplätze rund um den Ort schwanden. Daher verließen die Minenarbeiter Terlingua und der Ort wurde zu einer Geisterstadt.

Heute gibt es in Terlingua nur noch heruntergekommene Häuser und einige wenige Familien, die Touristen zu durch die ehemalige Minenstadt führen.

2. Prypyat, Ukraine

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Die ukrainische Stadt Pripyat erlangte als bekannteste Geisterstadt der Welt Berühmtheit. Bevor am 26. April 1986 das Atomkraftwerk Tschernobyl explodierte und den schwersten Atomunfall aller Zeiten hervorrief, lebten in Prypyat über 50.000 Menschen. Die Stadt wurde 1970 im Zuge des Baus des Atomkraftwerks Tschernobyl gebaut. Viele Arbeiter des Atomkraftwerkes und ihre Familie lebten im nahen Prypyat. Tschernobyl war der größte Arbeitgeber für die Einwohner der Stadt.

Am 27. April 1986 wurde die Stadt, die nur 4 km vom Reaktor entfernt liegt komplett evakuiert. Heute werden sogar wieder geführte Touren in die Stadt angeboten. Die Touristen sehen die Stadt, wie sie 1986 von einer Stunde auf die andere verlassen wurde.

3. Hashima Island, Japan

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Die Insel Hashima liegt 15 km von der japanischen Metropole Nagasaki entfernt. 1881 arbeiteten über 5000 Menschen hier in Unterwasserkohleminen. Bis Anfang des Jahres 1974 wurde auf Hashima Island Kohlen abgebaut.

Dann kam es in Japan zu Energiereformen und die Unterwasser-Kohlewerke auf der Insel wurden stillgelegt. Von heute auf morgen waren die Bewohner der Insel arbeitslos und verließen daraufhin die Insel, um anderweitig Arbeit zu finden. Die Gebäude und Maschinen sind heute verfallen. Aber viele Bewohner ließen auch persönliche Gegenstände wie Möbel zurück, weil der Abtransport von der Insel teurer gewesen wäre als der Wert der Gegenstände. Vielfach sieht und spürt man, dass sie Insel eilig verlassen wurde.

4. Kolmanscop, Namibia

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In der namibischen Wüste gab es in den frühen 1900er Jahren eine der größten Diamantenminen der Welt. Eine große Mine erfordert viele Arbeiter, also wurde hier eine Stadt gebaut: Kolmanscop. Es gab Restaurants, Casinos, sogar eine Bowlingbahn.

Die ersten Diamanten wurden zufällig von Eisenbahnarbeitern gefunden. Dadurch brach ein wahrer Boom aus, das ursprüngliche Camp wuchs schnell zu einer reichen Bergbaustadt heran. In einer Gegend, die lebensfeindlicher nicht hätte sein können. Es gab kein Wasser, keinen Regen, keine fruchtbare Erde und zunächst auch keine Infrastruktur. Was es gab, war reichlich Sand und sengende Hitze.

Bald aber waren die Diamanten abgebaut, die Stadt wurde verlassen und dem Sand überlassen.

5. Ross Island, Indien

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Die britische Verwaltung richtete in den 1780er Jahren eine Verwaltung auf der nach Kapitän Daniel Ross benannten Ross Island ein. Bald verfügte die Insel über Häuser, eine Kirche und einen Markt. Auch ein Schwimmband, Krankenhaus und ein Friedhof wurden errichtet. Der zuständige Oberkommissar wohnt in einer Residenz mit großen Gärten, Empfang- und Ballsaal. Viele Naturkatastrophen zerstörten die Insel aber und töten große Teile der Bevölkerung.

Vernichtende Taifune, Tsunamis und Erdrutsche machten ein Leben auf der Insel unmöglich. Ein gewaltiges Erdbeben im Jahr 1941 führt dazu, dass die Insel fast komplett verlassen wurde. Die Gebäude sind noch gut erhalten. Aber der Dschungel hat sich wieder ausgebreitet und die alten Gebäude überwuchert.

6. Rhyolite, Nevada

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Rhyolite ist eine Geisterstadt in Nevada. Die Stadt entstand 1904 im Zuge des Goldfiebers in dieser Region Anfang des letzten Jahrhunderts.
Zwischen 1905 und 1910 lebten über 10000 Menschen in Rhyolite. Damit war Rhyolite zu seiner Zeit die drittgrößte Stadt Nevadas. Mit drei Eisenbahnlinien war die Stadt ans Schienennetz angebunden, es gab eine Telegrafenstation, 3 Zeitungen, 50 Goldminen, 3 Krankenhäuser, 19 Hotels, 53 Salons und vieles mehr.

Aber schon 1914 war das Goldvorkommen in Rhyolite erschöpft. Und schon 1919 schloss als letztes Gebäude das Postamt. Der Postmitarbeiter war der letzte Einwohner der Stadt und verließ sie in diesem Jahr.
Ryholite ist heute ein Freilichtmuseum und steht unter Denkmalschutz.

7. Thurmond, West Virginia, USA

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Auch Thurmond in West Virginia war einmal eine wohlhabende Stadt. Im Jahr 1800 von Bergleuten gegründet, hatte die Stadt ihre Blütezeit während des Kohlebergbaus in dieser Gegend. Die Chesapeake and Ohio Railway (C&O) hatte einen großen Bahnhof in Thurmond. Bis zu 15 Personenzüge fuhren täglich durch den Ort. Aber das Aufkommen der Dieselloks und der Niedergang des Kohlebergbaus besiegelten schließlich den Untergang der Stadt. Viele Geschäfte schlossen und die Bewohner verließen die Thurmond.

Als Thurmond im Jahr 2000 als „verlassen“ eingestuft wurde, war der Bahnhof immer noch gut erhalten. Das Eisenbahngebäude ist heute zwar von dichten Wäldern umgeben, aber immer noch zieht es viele Touristen an.

8. Kursdorf, Deutschland

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Auch in Deutschland gibt es Geisterstädte. Ein Beispiel ist Kursdorf in Sachsen. Kursdorf liegt 13,5km nordwestlich von Leipzig und liegt komplett im Flughafengebiet von Leipzig/Halle. Das bedeutet, dass der Ort vollständig von Anlagen des Flughafengebietes umschlossen ist. Es ist also ein Ort auf dem Flughafen von Leipzig.

Seit 2017 hat das Dorf keine Einwohner mehr. Die enormen Schadstoff- und Lärmbelastungen des zweitgrößten Fracht-Flughafen Deutschlands führten dazu, dass immer mehr Einwohner abwanderten. Selbst nachts gab es nur teilweise keinen Fluglärm, da für den Flughafen nur ein partielles Nachflugverbot herrschte. 2015 lag die Einwohnerzahl nur noch bei 10. 2 Jahre später lebten keine Personen mehr in Kursdorf.

9. Varosia, Zypern

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Varosia im Osten von Zypern gehört rechtlich zur Republik Zypern. Sie wurde 1956 von griechischen Migranten aufgebaut. In den 1960er und 1970er Jahren war der Ort von Tourismus geprägt.

Am 14. August 1974 besetzte aber das türkische Militär den Nordteil Zyperns und damit auch Varosia. Die Stadt wurde zum militärischen Sperrgebiet erklärt.

Seit 1983 gehört die Stadt aber de facto zur Türkischen Republik Nordzypern. Die türkische Regierung drohte, Varosia zu besiedeln. Dieses Vorhaben wurde vom UN-Sicherheitsrat verurteilt. Stattdessen sollte Varosia als Geisterstadt der UN unterstellt werden. Viele Kompromissversuche wurden unternommen, es kam nie zu einer Einigung. Die Gebäude verfallen zunehmend und die Natur erobert die Stadt zurück.

10. Bodie, Nevada, USA

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Auch Bodie entstand 1859 während des Goldrausches. Zunächst war es nur eine kleine Stadt mitten in der Sierra Nevada. Dann aber kamen immer mehr Goldsucher und die Stadt wuchs rasch bis auf 10000 Bewohner an. Bodie hatte sein eigenes kleines Chinatown, unzählige Saloons und Bordelle sorgten für Unterhaltung in der Stadt.
Wie viel Goldgräberstädte war das Schicksal Bodies besiegelt, als die Goldfunde zu Neige gingen.


1932 beendete ein Großbrand das Leben in der Stadt komplett. Nur wenige Gebäude blieben erhalten. Heute kann man die Geisterstadt als Tourist besuchen. Vielerorts stehen noch Gegenstände herum, gerade so, als hätten die letzten Einwohner Bodie grad erst verlassen.


11. Craco, Italien

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Craco wurde im 8. Jahrhundert gegründet. Die Stadt liegt in Süditalien und hatte in ihrer Blütezeit etwa 1500 Einwohner. Die Bewohner haben ihre Stadt aber in den frühen 1960er Jahren nach und nach verlassen. 1963 wurden die Bewohner Cracos wegen eines Erdrutsches evakuiert. Ursache für die Erdrutsche waren wohl Arbeiten an der Kanalisation. 10 Jahre später gab es eine Flut und auch eine ganze Reihe von Erdbeben. Auch von einer Heuschreckenplage wird berichtet.

Seit 1980 lebt niemand mehr in Craco. Trotzdem besuchen noch viele Touristen diesen Ort, denn dort gibt es eine Statue der Heiligen Jungfrau Maria, die bisher von all den Katastrophen verschont geblieben ist.