9 der schönsten verlassenen Orte der Welt

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Verlassene Orte werden oft auch als  „Lost Places“ bezeichnet und begeistern weltweit Millionen von Menschen. Dazu zählen beispielsweise Paläste, Hotels, Krankenhäuser oder Kraftwerke. Viele von diesen Dingen, die für einen bestimmten Zweck erbaut wurden aber diesen nun nicht mehr erfüllen, erinnern die Menschen daran, wie schnell sich die Welt verändert. Auf der anderen Seite ist die Beliebtheit von „Lost Places“ auch auf eine Faszination des Morbiden zurückzuführen.

Die Vorstellung, dass die Natur sich eines Tages ihr Gebiet zurückholt und selbst ganze Städte ohne Menschen verfallen, ist bedrückend und gleichzeitig anziehend. Mit der Zeit schafft die Natur aber auch wieder neue Kunstwerke aus den zurückgelassenen Orten. Die folgenden „Lost Places“ gehören zu den schönsten verlassenen Orten der Welt.

1. Houtuwan, Shengshan, China 

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Vor einigen Jahren lebten im Fischerdorf Houtuwan auf der chinesischen Insel Shengshan noch 3000 Menschen, vorrangig Fischer mit ihren Familien. Anfang der 1990er- Jahre begannen jedoch die meisten Bewohner, das Dorf zu verlassen, obwohl die Fischerei eigentlich gut lief. Das Problem an Houtuwan war die schlechte Infrastruktur, denn durch das Dorf zieht sich nur ein kleiner Weg bergauf.

Auf dem Festland sind die Arbeitsbedingungen aufgrund der kurzen Transportwege schlichtweg besser. Seitdem Verlassen wurde Houtuwan gänzlich der Natur überlassen. Nurmehr einige wenige Touristen besuchen nun das Dorf, müssen hierfür jedoch Eintritt bezahlen. Vor allem wilder Wein hat sich über Houtuwan ausgebreitet und bedeckt die Reste des damaligen Dorfes. Houtuwan zählt ohne Frage zu den schönsten Geisterdörfern der Welt, ist auf jeden Fall aber das grünste von allen.

2. Patarei, Tallinn, Estland 

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Einer der wohl schönsten und gleichzeitig schaurigsten „Lost Places“ der Welt liegt an der Küste Estlands. In der Tallinner Bucht wurde 1840 die Wasserfestung Patarei fertiggestellt, die als wohl grausamstes Gefängnis Estlands in die Geschichte eingeht. Während des estnischen Unabhängigkeitskrieges von 1918 bis 1920 wurden erstmals Gefangene untergebracht, später ab 1941 wurde Patarei als Konzentrationslager der Nazis genutzt. Nach dem zweiten Weltkrieg waren es wieder die Russen, die Patarei als Gefängnis nutzten.

Ab 1945 mussten sich von den tausenden Gefangenen teilweise 40 Personen eine Zelle teilen, in denen nur für 16 Personen Platz war. 1980 wurden dann alle Fenster mit Stahlplatten verschlossen, um Signale der Häftlinge im Zusammenhang mit den Segelwettbewerben der olympischen Spiele vor Tallinn zu verhindern. 2002 wurde das Gefängnis geschlossen und die jahrelange Leidenszeit beendet. Heute befindet sich vor dem Gefängnis am Strand ein Café, welches für lange Partynächte genutzt wird. 

3. Casino Constanta, Rumänien

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1910 eröffnete vor der Küste des schwarzen Meeres in der rumänischen Stadt Constanta ein Casino, welches den Namen „Cazinoul din Constanta“ trägt. Schnell entwickelte sich dieses zum berühmtesten Casino Rumänien und galt lange Zeit als ein Wahrzeichen des Landes. Das Gebäude hat eine perfekte Lage auf dem Bulevardul Regina Elisabeta mit Blick auf das offene Meer und war für vermögende Familien aus ganz Europa eine beliebte Anlaufstelle. 

Mit riesigen Ballräumen, großen Säulen, Rundfenstern und dem vielen Stuck thront das Casino am Rand des schwarzen Meeres und war perfekt geeignet für das Glücksspiel und ausgelassene Feiern. Während des zweiten Weltkrieges wurde das Casino dann aber als Krankenhaus genutzt, während des Sozialismus dann sogar als Restaurant. Wirtschaftliche Probleme führten zur endgültigen Schließung im Jahr 1990. 

4. Kosmodrom Baikonur, Kasachstan

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Mitten in der südkasachischen Steppe liegt der erste und weltweit größte Raketenstartplatz der Welt, der Kosmodrom Baikonur. 1976 startete die Sowjetunion dort auch das Raumfahrtprogramm „Buran“, mit dem die Regierung im Kalten Krieg dem Programm der USA auf den Fersen bleiben wollte. Finanzierungsprobleme sorgten dafür, dass das sowjetische Programm der NASA-Fortschritte nicht stand halten konnte, kein einziger bemannter Flug ist das Ergebnis daraus. 

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion pachtete Russland das Areal und stellte das Programm 1993 schließlich ein. Noch immer ist das Kosmodrom aber für über 75% der russischen Raketenstarts verantwortlich. Doch ein verlassener Hangar aus der sowjetischen Zeit zeigt die Überreste des ehemaligen Raumfahrtprogramms. Eine über 60 Meter hohe Halle beherbergt die Raumfähre „Buran 1.02“, welche eigentlich das Herzstück des sowjetischen Programms sein sollte. 

5. North Brother Insel, East River, New York

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Im East River zwischen der Bronx und Queens liegt die kleine Insel North Brother Island, welche aufgrund ihrer unheilvollen Geschichte von den meisten New Yorkern verdrängt wurde. Seit mehr als 50 Jahren ist die Insel verlassen und der Zutritt strengstens verboten. 1885 errichtete die Stadt auf der Insel ein Quarantäne-Krankenhaus, um Menschen mit ansteckenden Krankheiten aus der Stadt zu isolieren. Viele der Betroffenen starben aufgrund der Überfüllung und schlechten Zustände qualvoll. 

1904 passierte direkt vor der Insel eine Schiffskatastrophe, bei der ein Raddampfer in Brand geriet und 1021 Menschen starben, vornehmlich durch Ertrinken. Das Schiff strandete schließlich auf der Insel North Brother Island. Ab 1952 nutzte die Stadt die Insel dann als Entzugsort für junge Drogenabhängige, welche in den Klinikräumen eingesperrt wurden. Doch auch dieses Programm scheiterte, was dazu führte, dass die Klinik 1964 geschlossen wurde. Seither ist die Insel unbewohnt und die Natur hat Einzug gehalten. 

6. Peleliu Insel, Japan

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Die Insel Peleliu, auch „Land des Entzückens“ genannt,  befindet sich im Pazifischen Ozean und gehört zur Inselgruppe Palau. Seit dem zweiten Weltkrieg trügt diese Bezeichnung jedoch, auch wenn die Insel durch feinen Sandstrand und türkisblaues Wasser glänzt. Auf Peleliu fand während des zweiten Weltkriegs eines der heftigsten Gefechte im Pazifik statt, in dem die Amerikaner und Japaner fast drei Monate gekämpft hatten.

Auf den ersten Blick erkennt man dies natürlich nicht, wenn man die Insel Peleliu erreicht. Doch mitten im Dickicht des Dschungels lauern noch immer lebensgefährliche Gefahren durch Überreste des Kriegsgefechts. Verrostete Granaten und Gewehre liegen auf der ganzen Insel verteilt, sogar Flugzeuge und Panzer liegen unter dem Grünversteckt und rosten vor sich hin. 

7. Nara Dreamland, Japan

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1961 eröffneten die Japaner zwei Kilometer außerhalb der Stadt Nara den Freizeitpark Nara Dreamland, der dem Disneyland in Kalifornien nachempfunden war. Der anfängliche Besucherboom hielt über 20 Jahre an. 1983 hingegen eröffnete das Disneyland in Tokio, was zu einer raschen Abnahme der Besucherzahlen des Nara Dreamlands führte.

Nach einem ersten Verkauf im Jahr 1993 kam der Park jedoch immer mehr herunter. Die Eröffnung der Universal Studios Japan in Osaka, nur 40 Kilometer entfernt von Nara, war so etwas wie der Anfang vom Ende für Nara Dreamland. Im Jahr 2006 erfolgte die endgültige Schließung des Parks, seitdem sind die Attraktionen wie eine 30 Meter hohe Holzachterbahn, eine Wildwasserbahn oder ein nachgebautes Schloss verlassen.

8. Prypiat, Ukraine

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Am 26. April 1986 erlangte die Stadt Tschernobyl durch die Nuklearkatastrophe im Reaktor 4 des Kernkraftwerks weltweite Bekanntheit. Nur vier Kilometer entfernt und damit innerhalb der Sperrzone von 30 Kilometern liegt die Stadt Prypjat. Die Bewohner wurden damals erst 36 Stunden nach dem Vorfall evakuiert, was enorme gesundheitliche Schäden zur Folge hatte.

Heute ist die ehemalige Arbeiterstadt der Angestellten des Kernkraftwerks eine verlassene Geisterstadt. Die leerstehenden Häuser mit zerbrochenen Fensterscheiben, ein verlassener Freizeitpark oder die verfallenen Schulen und Krankenhäuser zeugen noch vom damaligen Stadtleben. Seit dem Jahr 2011 ist Prypjat wieder für den Tourismus freigegeben, wobei das Anfassen von Pflanzen, Gegenständen oder Hauswänden und das Sitzen auf dem Boden verboten ist.

9. Uyuni, Bolivien

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In Bolivien liegt mit der „Salar de Uyuni“ die größte Salztonebene der Welt. Die 10.000 Quadratkilometer große Salzkruste entstand durch das Austrocknen des Paläosees Tauca. Am Rand dieser Ebene befindet sich eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landes, der Eisenbahnfriedhof Uyuni mit über 100 Lokomotiven und Wagen aus dem 19. Jahrhundert.

1872 begann der Bau der ersten Eisenbahnstrecke Boliviens, um Rohstoffe wie Salze und Metalle aus den Minen im Landesinneren an die Hafenstädte zu transportieren. Ende des 19. Jahrhunderts erreichte die Strecke Uyuni, sodass dort ein Eisenbahnbetriebswerk errichtet wurde. Nach dem Zusammenbruch der Industrie in den 1940er Jahren wurden auch die Lokomotiven und Wägen nicht mehr benötigt und dem Verfall überlassen. Der Eisenbahnfriedhof Uyuni gilt als größter der Welt.