Die 11 ärmsten Regionen und Städte in Deutschland

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Deutschland gilt insgesamt als eines der wohlhabendsten und sichersten Länder der Welt. Eine Bertelsmann-Studie zeigt, dass die Unterschiede zwischen reicheren und ärmeren Regionen in unserem Land immer extremer werden. Diese Entwicklung ist beunruhigend. Das Leben in einzelnen Gegenden und Städten Deutschlands ist geprägt von Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, mangelnder Grundversorgung und Verschuldung. Andere Regionen wiederum gelten als äußerst wohlhabend und verfügen über eine hohe Lebensqualität.

Eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) zeigt auf, dass die einkommensstärksten Regionen und Städte im Süden liegen. Im reichen Landkreis Starnberg in der Nähe von München liegt das durchschnittliche pro Kopf Einkommen bei 34.987. Wir zeigen ein Ranking der 11 ärmsten Regionen und Städte in Deutschland. Welche Stadt ist wohl auf Platz 1?

11. Leipzig

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Unter den Großstädten in Deutschland ist Leipzig die am meisten von Armut bedrohte Metropole. Die Stadt mit 587.857 Einwohnern liegt im ostdeutschen Bundesland Sachsen. Zwar sind die Lebenshaltungskosten hier vergleichsweise gering, dennoch haben viele der Leipziger weniger als 863 Euro pro Monat zur Verfügung. An dieser Summe misst sich in Leipzig die Armutsgrenze.

Die niedrigen Lebenshaltungskosten ziehen viele Studenten an. Doch die Wohnungsmieten steigen auch hier. Ein Grund für die wachsende Armut könnte sein, dass sich die Arbeitslöhne in Deutschland ungleich entwickeln. Vor allem gering qualifizierte Berufe und Dienstleistungen werden nicht ausreichend bezahlt. So bleibt vielen Menschen nicht genug zum Leben und sie können nicht am kulturellen Leben dieser Großstadt teilnehmen.

10. Kyffhäuserkreis

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Der Landkreis Kyffhäuserkreis liegt im Norden von Thüringen im südöstlichen Harzvorland. Diese Gegend gilt als strukturschwach. Nach dem Niedergang des Kalibergbaus und großer Maschinenbaufirmen herrscht in dieser Region eine hohe Arbeitslosenquote. Das pro Kopf Einkommen liegt im Durchschnitt bei 17.708 Euro.

Aber die Region hat landschaftliche Reize. Große landschaftliche Flächen, Wälder und das kleinste Mittelgebirge Europas findet man hier. Touristen besuchen das Schloss Sondershausen und die Barbarossahöhle in Rottleben. Doch kann die Landschaft nicht über die Armut hinwegtäuschen, von der inzwischen jedes fünfte Kind im Alter bis zu 14 Jahren betroffen ist. Junge Erwachsene, die hier wohnen, haben kaum genug Geld zum Leben. Der Landkreis arbeitet an Strategien zur Linderung der Nöte.

9. Offenbach am Main

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Offenbach am Main ist die fünftgrößte Stadt in Hessen und grenzt an Frankfurt am Main. Jeder fünfte Bewohner lebt hier von Hartz IV. Es gibt eine hohe Arbeitslosenquote, die vor allem auch junge Menschen unter 25 Jahren betrifft. Das durchschnittliche pro Kopf einkommen liegt bei 17.687 Euro.

Die meisten Arbeitslosen wohnen in der Innenstadt von Offenbach. Die Stadt gilt als die ungeliebte Schwesterstadt von Frankfurt. Steigende Geburten und die große Anzahl alleinerziehender verschärfen die prekäre soziale Situation in Offenbach. Jeder zweite erwerbsfähige Hilfsempfänger hat keinen deutschen Pass. Die Kinderarmut in Deutschland steigt, das zeigt sich in dieser Stadt besonders deutlich. Hier wachsen besonders viele Kinder bei Hartz-IV-Empfängern auf.

8. Landkreis Uckermark

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Der Landkreis Uckermark liegt im Nordosten Brandenburgs und grenzt an Polen. Die verfallenen Häuser und verlassenen Baustellen in dieser Region sprechen ihre eigene Sprache. Viele Menschen verlassen diesen Landkreis. Nach UN-Maßstäben gilt die Uckermark bereits als entvölkert. Ein großer Fachkräftemangel ist die Folge. Polnische Arbeiter sollen aushelfen.

Die Uckermark zeichnet sich durch ursprüngliche Natur aus, aber die schöne Landschaft kann nicht über die rückläufige Bevölkerungszahl und die hohe Arbeitslosenquote hinwegtäuschen. Das pro Kopf Einkommen liegt hier bei 17.628 Euro. Wir erinnern uns, im Landkreis Starnberg südlich von München, hat jeder Einwohner im Schnitt etwa doppelt soviel Geld zur Verfügung. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird in Deutschland immer deutlicher.

7. Brandenburg an der Havel

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Brandenburg an der Havel ist die drittgrößte Stadt im Bundesland Brandenburg. Sie hat 72.000 Einwohner und liegt westlich von Berlin. Das pro Kopf Einkommen liegt hier im Durchschnitt bei 17.609 Euro. Etwa ein Fünftel der hier wohnenden Kinder muss in Armut leben. Auf ihrer Internetseite berichtet die Stadt von positiven Entwicklungen. Die Zahl der Zuzüge wächst, der Tourismus entwickelt sich gut und auch als Technologiestandort ist Brandenburg an der Havel inzwischen beliebt. Kein Wunder. Die Stadt bildet das Tor zur Wasserlandschaft im Havelland und es gibt unzählige Wassersportmöglichkeiten.

Dennoch, im Stadtteil Hohenstücken sind sowohl die Arbeitslosigkeit, als auch der Ausländeranteil und die Kinderarmut besonders hoch. Hinter den Plattenbauten verbirgt sich oft große soziale Not.

6. Herne

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Auf Platz sechs der ärmsten Regionen findet ihr die westdeutsche Stadt Herne. 156.774 Einwohner zählt die Großstadt im Ruhrgebiet im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Das pro Kopf Einkommen liegt hier und heute im Schnitt bei 17.579 Euro. Hernes Einwohner lebten in der Vergangenheit vor allem vom Steinkohlebergbau. Einige Zechen waren bekannt, zum Beispiel: Friedrich der Große, Constantin, Shamrock und Mont Cenis.

Durch die hohe Bebauungsdichte der Stadt ist die Luft in Herne etwas wärmer, als in der Umgegend. Für die Stadt ist aber vor allem die Langzeitarbeitslosigkeit ein Problem. Wie gliedert man die ehemaligen Steinkohlebergarbeiter in andere Arbeitsfelder ein? Das Jobcenter und der Oberbürgermeister von Herne versuchen das Problem durch Unterstützungsangebote zu entschärfen.

5. Frankfurt an der Oder

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Wir begeben uns bei unserem Ranking der ärmsten Regionen und Städte Deutschlands wieder nach Ostdeutschland. Genauer gesagt nach Frankfurt an der Oder, der viertgrößten Stadt Brandenburgs. Mit 17.381 Euro Einkommen pro Kopf müssen sich hier im Durchschnitt die Bewohner zufriedengeben. 70.000 Einwohner zählt die Stadt, deren Fluss „Oder'“, gleichzeitig die Grenze zu Polen darstellt.

Die Einwohnerzahl von Frankfurt an der Oder ist nach der Wende drastisch geschrumpft. Auch bei den Studierenden ist die Stadt mit der bekannten Universität Viadrina als Wohnort nicht besonders beliebt. Die meisten Studenten pendeln ins nahe Berlin und ziehen die Metropole zum Leben vor. Die ruhmreichen Zeiten der einstmals reichen Handelsstadt Frankfurt an der Oder sind längst Vergangenheit.

4. Landkreis Vorpommern-Greifswald

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48 Naturschutzgebiete gibt es in dieser Gegend. Die Ostseeküste, die Inseln Usedom und Rügen sind bekannte Touristenziele. Die Stadt Greifswald im Landkreis Vorpommern-Greifswald hat sich als Technologiestandort etabliert. Dennoch verfügen die Bewohner dieses Landkreises im Durchschnitt nur über 17.303 Euro privates Einkommen pro Kopf.

Wirtschaftlich gesehen tut sich der Landkreis Vorpommern-Greifswald vor allem im Hinterland schwer. Die Menschen leben hier in erster Linie von der Landwirtschaft und einige vom Tourismus. Der Fachkräftemangel ist überall deutlich spürbar. Ein Sozialbericht des Landkreises belegt, die für Deutschland überdurchschnittlich hohe Kinderarmut, die es hier gibt. Diese Zahl wiederum resultiert aus der hohen Zahl an Sozialhilfeempfängern, die im Landkreis Vorpommern-Greifswald leben.

3. Halle (Saale)

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Die Hansestadt Halle an der Saale wird von 233.705 Menschen bewohnt. Die Großstadt befindet sich im Bundesland Sachsen-Anhalt. Ursprünglich spielte die Gewinnung von Bodenschätzen eine große Rolle im wirtschaftlichen Leben der Stadt. Halle verfügt über ein reges kulturelles Leben. Das Opernhaus ist bekannt, ebenso die Kulturinsel, die Staatskapelle und das Puppentheater.

Allerdings können viele der Einwohner das kulturelle Programm kaum nutzen. Pro Kopf haben die Menschen hier im Durchschnitt nur 17.218 Euro zum Leben zur Verfügung. Die Arbeitslosenquote in Halle liegt über dem bundesdeutschen Durchschnitt. Die Stadt erlebt einen Strukturwandel. Inzwischen setzt man hier auf neue Wirtschaftsbereiche, zum Beispiel auf Mikrotechnologie, Nanotechnologie und Solartechnologie.

2. Duisburg

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Auf Platz zwei der ärmsten Städte und Regionen Deutschlands findet ihr Duisburg. Die Stadt liegt im Ruhrgebiet und gehört zudem zur Region Niederrhein. Zwar verfügt Duisburg über den größten Binnenhafen Europas, aber auch über eine sehr große Zahl an Arbeitslosen. Ursache ist der seit den 1970er Jahren anhaltende Strukturwandel, der aus der Stahlkrise resultiert.

Früher waren die meisten Arbeitnehmer in der Stahlproduktion oder der Metallverarbeitung beschäftigt. Inzwischen setzt auch Duisburg auf neue Technologien. Das pro Kopf Einkommen beläuft sich hier auf 16.881 Euro pro Person. Als bekanntes Problemviertel gilt Duisburg-Marxloh. Der Anteil an Ausländern ohne deutschen Pass ist in diesem Stadtteil besonders hoch. Unser Platz 1 wird dich wahrscheinlich überraschen.

1. Gelsenkirchen

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Unser trauriger Spitzeneiter der ärmsten Regionen und Städte in unserem Land ist die Stadt Gelsenkirchen. 260.368 Einwohner zählt die Großstadt, die mitten im Ruhrgebiet im Bundesland Nordrhein-Westfalen liegt. Hier liegt das pro Kopf Einkommen weit unter dem bundesdeutschen Durchschnitt, und zwar bei 16.203 Euro.

Die Tafel versorgt hier jede Woche 5000 hilfsbedürftige Einwohner mit Lebensmittel. Unter ihnen sind viele alleinerziehende, arbeitslose und Altersarme Menschen. In keiner Deutschen Stadt steigen die Löhne langsamer als in Gelsenkirchen. Gleichsam steigen auch hier die Lebenshaltungskosten. Gut, dass es Hilfsorganisationen wie die Tafel gibt. Strukturpolitische Projekte versuchen der Region und der Stadt Gelsenkirchen zu neuem Aufschwung zu verhelfen.