Der Mythos von Loch Ness: Neue Erkenntnisse dank DNA-Tests

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Die Legende um Loch Ness ist wohl jedem bekannt, denn in dem Süßwassersee im schottischen Hochland soll angeblich ein Seeungeheuer namens Nessie leben. Bereits seit Jahrhunderten gibt es Berichte über Sichtungen von Nessie. Man mag daran glauben oder nicht, aber dadurch ist Loch Ness immerhin zu einer berühmten Touristenattraktion geworden und immer wieder werden auch Forscher von dem magischen See angezogen.

Zuletzt sammelten Forscher aus Neuseeland dort Dutzende von Wasserproben, um herauszufinden, was genau unter der Oberfläche lauert. Die Experten glaubten, dass sie endlich herausfinden könnten, ob dort jemals ein legendäres Monster gelebt hat oder nicht. Nach umfangreicher DNA-Tests fand die Gruppe tatsächlich Erstaunliches über Nessie heraus.

1. Das Ungeheuer von Loch Ness

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Geführt wurden die Untersuchungen von dem Genetiker, Professor Neil Gemmell. Er hat die Studie in der Tat mit dem mysteriösen Monster von Loch Ness begonnen. Natürlich wusste er, dass sein Wasserprobenprojekt mehr Aufmerksamkeit erlangen würde, wenn er Nessie mit einbeziehen würde. Gemmell sagte noch vor Beginn der Forschung in einem Interview 2019, dass die Proben mehr über den gesamten See verraten könnten und nicht nur über das angebliche Monster.

1933 veröffentlichte eine Zeitung einen sensationellen Bericht über das Monster von Loch Ness und seitdem ist Nessie deutlich im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Im Bericht steht, dass ein Augenzeuge offenbar ein Wesen mit dem Körper eines Wals gesehen habe. In dem Artikel fiel außerdem zum ersten Mal das Wort „Monster“.

2. Der Anfang des Mythos

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Bisher konnte allerdings niemand die Existenz von Nessie offiziell bestätigen, auch wenn es im Laufe der Jahre Fotos von dem Monster gab. Dennoch kommen jährlich Millionen von Menschen zum See. Vielleicht zeigt Gemmells Forschung das, was wir bereits über das Ungeheuer wissen. Doch ist das Monster wirklich das, wofür die Menschen es Jahrelang hielten?

Zwar wurde Nessie erstmals 1933 in einem Zeitungsbericht erwähnt, aber es war herauszufinden, ob es in früheren Artikeln vielleicht auch schon Berichte über Ähnliches in Loch Ness gab. Die Menschen hatten zuvor schon Sichtungen im Wasser gemacht, die nicht landesweit veröffentlicht wurden. Eine Person mit Namen D. Mackenzie soll in den 1870er Jahren eine Kreatur gesehen haben, die sich wand und das Wasser aufwühlte.

3. Die Schlagzeile von 1933

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Die Sichtung im Jahr 1933 von dem Ungeheuer war die aufmerksamkeitserregende. Der Inverness-Kurier erzählte von einem Paar namens Aldie und John Mackay. Die beiden waren anscheinend am 15. April am Loch Ness. Aldie behauptete, dort ein riesiges Wesen gesehen zu haben, das sich durch das Wasser wälzte.

Der Inverness-Kurier druckte im Jahr 2017 sogar nochmal den ursprünglichen Bericht von 1933 nach mit der Überschrift: „Seltsames Spektakel in Loch Ness“. Laut Aldies Sichtung schien die Kreatur eine Minute lang im Wasser zu spielen: abwechselnd rollte sich das Wesen auf dem Wasser und tauchte wieder ab. Der Körper glich dem eines Wals, das Wasser bäumte sich stufenförmig und schäumte auf. Dann verschwand das Wesen in einer brodelnden Schaummasse.

4. Eine erneute Sichtung

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Dem Artikel zufolge dachten die Mackays, sie hätten etwas gesehen, das über das Gewöhnliche hinausgeht. Die beiden sagten, dass an der ganzen Sache etwas Unheimliches gewesen wäre. Sie waren überzeugt, dass es sich bei dem Wesen nicht um einen gewöhnlichen Seebewohner gehandelt hätte und dass, nicht nur wegen seiner enormen Größe. Beim letzten Sprung ins Wasser hätte es so große Wellen wie von einem Dampfschiff verursacht.

Noch im selben Jahr berichtete der Kurier über eine erneute Sichtung des Monsters. George Spicer gab an, das Ungeheuer gesehen zu haben, als er mit seiner Frau am Loch Ness entlang fuhr. Doch Spicer beschrieb ein viel schrecklicheres Wesen, das eigenartigerweise vor ihnen die Straße überquerte. Außerdem solle aus dem Maul der Kreatur ein weiteres Tier gebaumelt haben.

5. Der Mythos kommt ins Rollen

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Spicer erzählte von einer Kreatur, die einzigartiger gewesen sein sollte, als das Tier, das Aldie Mackay gesehen hatte. Spicer sagte, die Kreatur habe einen langen Hals und einen hohen Rücken gehabt sowie Schwimmfüße. Letztlich verglich Spicer das Wesen mit einem Drachen oder ein prähistorisches Tier.

Ein Mann namens Hugh Gray sagt im November 1933 aus, er habe das Ungeheuer von Loch Ness mit der Kamera eingefangen. Doch das unscharfe Bild hatte seine Kritiker. Für die meisten sah es so aus so, als ob auf dem Foto Grays Labrador zu sehen ist, der einen Stock aus dem Wasser holte. Gray war an dem Tag, an dem er das Foto machte, in der Tat mit seinem Hund am Loch Ness.

6. Das Chirurgen-Foto

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Fast ein halbes Jahr nach dem Bild von Gray tauchte ein Bild auf, genannt Chirurgen-Foto. Der Gynäkologe Robert Kenneth Wilson nahm das Bild auf, wollte aber nicht, dass die Zeitungen seine Identität preisgeben. Deshalb gab die Presse dem Foto diesen Namen.

Wilson behauptete, er habe gerade auf Loch Ness geschaut, als das Ungeheuer aus der Tiefe auftauchte. Wilson nahm seine Kamera und schoss ein paar Fotos. Zwei der vier Bilder waren verschwommen, aber es war auch nur ein Bild nötig, um eine Sensation auszulösen. Auf dem Bild sieht man die Form des Kopfes und des Halses, die aus dem Wasser ragen.

7. Keine eindeutigen Beweise

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Das Chirurgen-Foto fand im Gegensatz zu vielen anderen Bildern nicht so viele Kritiker. Es schien tatsächlich ein Beweisstück von Nessies Existenz. Viele nutzten das Bild fast 60 Jahre lang, um ihre Behauptungen zu untermauern. Doch 1993 ergab eine Analyse, dass Wilson das Foto nur inszeniert hatte. Er hatte einfach ein Objekt, das viel kleiner als das angebliche Ungeheuer war, herangezoomt

Die meisten Beweise für das Ungeheuer von Loch Ness endeten im Enddefekt wie das Foto von Wilson: unbestätigt. 1933 wanderte ein 20-Mann-Team zum See, wo sie fünf Wochen lang Tag und Nacht Wache hielten. Doch alle entstanden Bilder waren nicht schlüssig oder es waren andere Tiere, wie zum Beispiel Robben.

8. Theorien über Nessie

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Über Nessie gibt es eine Vielzahl von Theorien, ob nun sinnig oder nicht. Im Falle des Fotos von Wilson beispielsweise denken manche, dass der lange Hals des Wesens der Rüssel eines Elefanten ist. Man sagt sogar, dass Wanderzirkusse ihre Tiere zum Schwimmen dorthin gebracht haben könnten und dass es dies war, was Wilson auf dem Foto festhalten konnte.

Der Zoologe Jeremy Wade führte 2013 eine Fernsehuntersuchung durch. Nach seiner Theorie war Nessie in Wirklichkeit ein Grönlandhai. Die Dimensionen würden sich mit denen des Monsters decken. Andere glauben, dass das Monster sei ein sehr großes Exemplar eines Wels-Welses. Wurden diese um die Wende zum 20. Jahrhundert in Loch Ness eingeführt, könnte einer der Welse im Jahr 1933 die vermeintliche Größe der Kreatur erreicht haben.

9. Nessie ein Saurier?

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Und dann gibt es die Theorie, dass Nessie in Wirklichkeit ein Dinosaurier, genauer gesagt ein Plesiosaurier, ist. Die Anhänger dieser Theorie glauben, dass das prähistorische Wesen irgendwie das Aussterben überlebt hat, das den Rest ihrer Spezies ausgelöscht hat. Sie sagen, dieses Wesen hat alle Widrigkeiten überstanden, weiterhin in den schottischen Highlands zu schwimmen.

Doch nicht nur Tiere werden mit dem Monster von Loch Ness verwechselt. 1933 berichtete der Daily Mirror, dass ein angeschwemmter Baumstamm für eine bestimmte Sichtung verantwortlich war. In den 1980er Jahren hieß es in einem Artikel für New Scientist, dass zersetzte Kiefernholzstämme an die Oberfläche kommen könnten und wie ein Ungeheuer aussehen könnten.

10. Oder einfach nur ein Naturphänomen?

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Es könnten ebenso natürliche Vorkommnisse verantwortlich für solch eine Sichtung sein. Die lang gezogene Form des Sees verursacht solche merkwürdigen Wellen, dass die Illusion eines Tieres entsteht, das an der Oberfläche schwimmt. Außerdem läuft der See entlang der Verwerfung von Great Glen, das heißt eine Freisetzung von Gas unter Wasser könnten Effekte über dem Wasser erzeugen.

Letztendlich hatte keine Erklärung und Enthüllung in Bezug auf das Monster bestand. Die Menschen glauben und sehen, was sie wollen. Deshalb wollen manche die Legende nicht als Schwindel bezeichnen. Der Skeptiker Ronald Binns hat zwei Büchern über das Ungeheur von Loch Ness verfasst und gesagt, dass es ein „soziologisches Phänomen“ um Nessie herum gebe.

11. Neue Erkenntnisse mithilfe DNA-Tests

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Der Mythos um das Monster von Loch Ness zog die ganze Welt in den Bann, bis heute. Auch Forscher wollen immer noch die Wahrheit über Nessie herausfinden. Existiert das Ungeheuer nun oder nicht? Professor Neil Gemmell nutzte 2018 diese Neugier, um eine Studie über Loch Ness zu starten. Er wollte mithilfe von DNA-Tests die vielen Arten identifizieren, die in dem See leben. Und vielleicht könnte er auch die Wahrheit über Nessie aufdecken.

Doch Gemmell wollte nicht nur nach Beweisen für das Ungeheuer suchen, er wollte eine Menge an neuen Erkenntnissen über die in dem See lebenden Organismen erbringen. Und Gemell hatte vor Beginn seiner Forschung keinen Zweifel daran, dass sein Team etwas Neues über den Süßwassersee lernen würde.

12. Lebewesen in Loch Ness

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Alles, was durch Loch Ness schwimmt, hinterlässt ein Stückchen DNA im Wasser zurück. Ob Hautzellen, Schuppen, Federn oder Pelz, sogar Kot und Urin: Alles enthält DNA-Spuren von Lebewesen. Die Wasserproben werden demnach zeigen, was sich unter Wasser verbirgt, solange sich die DNA mit der DNA von Arten gleicht, die bereits von Forschern aufgezeichnet wurden. Auch wenn keine perfekte Übereinstimmung gefunden wird, könnten die Wissenschaftler sie vergleichen und etwas Neues herausfinden.

Gemmell ist sich sicher, dass er und sein Team neue Arten entdecken werden – vor allem Cluster von Loch-Ness-Bakterien. Selbst wenn dies eine kleine Entdeckung wäre, würde diese Information zeigen, wie invasiv sich neuere Arten für den See erwiesen haben.

13. Das Geheimnis um Loch Ness

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Auch wenn Gemmell das Ungeheuer von Loch Ness zunächst nur als Blickfang für seine Studie nutzte, hoffte er dennoch, das Geheimnis von Nessie zu lösen. Nachdem er seine Studie abgeschlossen hatte, hatte Gemmell seine eigene Theorie, zu welcher Spezies Nessie wirklich gehörte. Und diese Theorie teilte er im September 2019 der Öffentlichkeit mit.

Zuerst waren Gemmell und sein Team sie zwei Wochen lang in Loch Ness unterwegs und sammelten die Wasserproben, die sie benötigten. Danach analysierten sie die Proben, um das darin enthaltene genetische Material zu erkennen. Die meisten ihrer späteren Ergebnisse waren nichts Neues, da der größte Teil des Ökosystems von dem See aus kleinen Lebewesen besteht.

14. Die Auflösung um Nessie

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Gemmell und sein Team fanden in dem See die DNA von Menschen, Schweinen, Stichlingen und Hirschen. Was sie allerdings nicht fanden, waren Beweise für ein Ungeheuer – zumindest nicht in der Art, wie es bisher beschrieben worden war. Das Monster war scheinbar weder ein Wels noch eine Robbe oder ein Elefant.

Allerdings fanden die Wissenschaftler eine neue Erklärung, die sie mit DNA-Beweisen bestärken konnten. Gemmell und sein Team sagten, dass die Menschen, die bisher angeblich ein Ungeheuer gesehen hatten, in Wahrheit einen riesigen Aal gesehen haben könnten. Diese Art von Aalen hatten ihre Spuren im genetischen Material des Sees hinterlassen.

15. Nessie ein Aal?

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2019 erklärte Gemmell den Reporten während einer Pressekonferenz im Loch Ness Centre, dass es sehr große Aale gebe, doch es hänge davon ab, was man unter „groß“ verstehe. Gammels Theorie liefert demnach eine weitere mögliche Erklärung für die Sichtungen von Nessie seit 1933. Er betonte allerdings auch, dass noch nie ein Riesenaal gefangen worden sei und dass das Rekordgewicht für einen in Europa gefangenen Aal derzeit bei etwa 6 Kilo lege.

Allerdings fanden die Forscher in Loch Ness eine hohe Menge an Aal-DNA. Und sie können nicht sagen, ob die Aal-DNA, die sie nachgewiesen haben, von einem gigantischen Aal oder nur von vielen kleinen Aalen stammt.

16. Eine neue Erkenntnis

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Gemmell hat die Theorie der Aale und die Möglichkeiten, wie sie zu einer solchen Größe heranwachsen können, näher erläutert. Er sagte, man gehe davon aus, dass diese Aale normalerweise zur Fortpflanzung wandern würden, doch aus welchen Gründen auch immer, diese würden es nicht tun. Sie würden so groß werden, da sie auf die Fortpflanzung verzichten und stattdessen immer größer würden.

Entscheidend ist, dass das Team einige der anderen bestehenden Theorien über Nessie ausschließen konnte. Der Forscher könne zum Beispiel die Dinosaurier-Theorie definitiv ausschließen. Laut Gemmell gibt es absolut keine Beweise für irgendwelche Reptiliensequenzen. Er ist sich sicher, dass kein riesiges schuppiges Reptil in Loch Ness herumschwimmt.

17. Die Studie hatte auch Mängel

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Gemmell gab aber auch zu, dass seine Studie einige Mängel aufwies, denn der DNA-Test hatte weder Robben noch Otter entdeckt, die beide in Loch Ness leben. Gemmell erklärte, dass sie vielleicht etwas übersehen hätten. Allerdings hätten sie alle Arten von Fischen gefunden, von denen man wisse, dass sie in Loch Ness leben würden.

Der Genetiker wies zudem darauf hin, dass seine Suche nach dem Ungeheuer in mancher Hinsicht wie die anderen geendet habe. Laut Gemmel gibt es immer mehr Studien, die mehr und mehr negative Beweise liefern und somit immer mehr Zweifel an der Möglichkeit aufkommen lassen. Allerdings könne man auch keine Negativität nachweisen.

18. Suche nach Nessie beendet?

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Gemmell wendet sich von der Vorstellung ab, dass seine DNA-Tests die Suche nach Nessie effektiv beendet hätten. Laut des Genetikers gibt es immer noch ein gewisses Maß an Unsicherheit, sodass die Menschen immer noch die Möglichkeit haben, an ein Ungeheuer zu glauben.

Schließlich ging es dem Team nicht darum, Nessie zu finden, sondern sie wollten zeigen, was DNA aus der Umwelt alles leisten kann. Und nach Gemmells Einschätzung ist ihm dies auch gelungen. Der Forscher sagte, er könne sich vorstellen, dass heute mehr Menschen als je zuvor über die DNA aus der Umwelt Bescheid wüssten, was eine gute Sache sei. DNA sei ein Werkzeug, um zu dokumentieren, was an welchen Orten lebe, da unsere Welt immer weniger speziell werde.

19. Der Mythos wird weiter leben

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Wir haben einige Theorien über Nessie kennengelernt. Gammler konnte mit seiner Studie zumindest belegen, dass Nessie kein Dinosaurier oder anderes schuppiges Reptil sein könne. Der Wissenschaftler geht eher von einem riesigen Aal aus. Dennoch lässt er auch einen gewissen Spielraum, wenn er sagt, dass seine Studie vielleicht einfach nicht alles, was dort in der Tiefe lauert, erfasst haben könnte.

Und dieser Spielraum lässt den Mythos von Nessie weiter leben. Ob man nun daran glauben möchte oder nicht, aber die Geschichte vom Ungeheuer von Loch Ness ist etwas, was seit langem in unserem Bewusstsein ist. Sehen wir einmal von dem wirtschaftlichen Nutzen ab, den Nessie rund um Loch Ness bewirkt, so wäre es doch irgendwie schade, wenn der Mythos um Nessie auf einmal einfach aus unseren Köpfen verschwände.