11 gute Gründe, diese brasilianische Insel nicht zu besuchen

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Unberührte Natur, exotische Fische und Korallen, keine Touristen – im ersten Moment wirkt die Insel Queimada Grande vor der Küste Brasiliens wie ein traumhaftes Reiseziel. Was idyllisch klingt, ist in Wirklichkeit einer der tödlichsten Orte der Welt.

Die Insel Queimada Grande liegt rund 33 Kilometer südlich vor der Südostküste Brasiliens im Atlantischen Ozean. Sie ist die Heimat der Insel-Lanzenotter, die ausschließlich an diesem Ort vorkommt. Ein beruhigender Gedanke, denn sie verfügt über ein gefährliches Gift, das Menschen binnen einer Stunde qualvoll tötet.

Wer nun noch nicht von einem Besuch auf Queimada Grande abgeschreckt ist, den dürften die folgenden elf Gründe zur Vernunft bringen.

1. Sie ist von Schlangen übersät

Vor 55 Millionen Jahren war die Insel mit dem Festland verbunden. Durch das schnelle Schmelzen der Gletscher während der letzten Eiszeit entstanden gigantische Wassermassen, die sie dann vom südamerikanischen Kontinent abschnitten.

Die Insel-Lanzenotter konnte sich fatalerweise auf Queimada Grande unkontrolliert vermehren. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts belief sich ihre Population auf rund 15.000 Exemplare. In den folgenden Jahren stellten Forscher einen drastischen Rückgang der Anzahl fest. Die Ursache war die Abgeschiedenheit ihres Lebensraumes, die den Genpool der Insel-Lanzenotter einschränkte. Dies führte zu angeborenen Fortpflanzungsdefekten.

Heutzutage leben auf der Insel rund 2.000 bis 4.000 Schlangen. In Anbetracht der geringen Größe der Insel eine nicht weniger abschreckende Zahl.

2. Sie wird von der brasilianischen Marine bewacht

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Die brasilianische Regierung erklärte Queimada Grande am 5. November 1985 zum Naturschutzgebiet von nationalem Interesse. Diese Maßnahme ist der Versuch, Schlange und Mensch voreinander zu schützen. Zuvor kam es wiederholt zu Todesfällen auf der Insel.

Das Betreten der Insel ist verboten und ausgewählten Wissenschaftlern von handverlesenen Instituten vorbehalten. Diese müssen zahlreiche Vorgaben erfüllen, um auf Queimada Grande forschen zu dürfen. Die Anwesenheit eines Arztes ist nur eine von vielen Auflagen der brasilianischen Naturschutzbehörde.

Vor der steinigen Küste der Insel ist das Fischen im Umkreis von einem Kilometer untersagt. Naturschützer und Non-Profit-Organisationen setzen sich seit 2003 für die Erweiterung des Schutzgebiets auf vier Kilometer ein.

3. Die Schlangen leben in den Bäumen

Auf Queimada Grande leben schätzungsweise 2.000 bis 4.000 giftige Insel-Lanzenottern. Eine unerträgliche Vorstellung angesichts der Tatsache, dass diese Schlangenart mit Vorliebe auf Bäumen lebt.

Zu Forschungszwecken statteten Biologen einige Exemplare mit einem elektronischen Chip aus. Die Aufzeichnungen zeigten, dass die Schlangen mehrere Jahre in den Bäumen verbrachten. Ihre Vorliebe für luftige Höhen entwickelten sie durch die Evolution. Als einzige tierische Lebensform am Boden der Queimada Grande waren die Schlangen gezwungen, sich auf Vögel als Nahrungsquelle zu fokussieren. Um sie und ihre Nester zu erreichen, mussten sie die Baumwipfel erobern.

Bei einem Spaziergang auf der Insel von einer herabfallenden, tödlichen Schlange getroffen zu werden, ist kein einladender Gedanke.

4. Das Gift der Insel-Lanzenotter tötet qualvoll

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Neben ihrer Vorliebe für Bäume hat die Insel-Lanzenotter der Evolution ihr hochwirksames Gift zu verdanken. Es ist fünfmal tödlicher als das ihrer Verwandten auf dem Festland.

Die hohe Konzentration des Gifts wird dem gefiederten Beutetier dieser besonderen Schlangenart gerecht. Über die Jahrhunderte entwickelte die Insel-Lanzenotter die Fähigkeit, Vögel mit nur einem Biss flugunfähig zu machen. Bei Menschen wirkt das Gift binnen einer Stunde tödlich. Vor dem letzten Atemzug wird das Opfer von Schwellungen, Hirnblutungen und Übelkeit geplagt. Hinzu kommt eine Nekrose, das bedeutet ein großflächiges Absterben von Gewebe.

Es gibt zweifellos angenehmere Urlaubsaktivitäten, als der eigenen Haut sechzig Minuten lang beim Schmelzen zuzuschauen.

5. Ihr Leuchtturm wird aus Sicherheitsgründen ferngesteuert

Die Lage vor der Küste Brasiliens erforderte die Errichtung eines Leuchtturms, um den passierenden Schiffen die Navigation in diesem Teil des Atlantischen Ozeans zu erleichtern.

Mutige Leuchtturmwärter wagten sich auf die Queimada Grande und übernahmen die Bedienung der Türme. Tragischerweise überlebte keiner von ihnen den Aufenthalt. Die Wärter waren im richtigen Umgang mit ihren giftigen Mitbewohnern geschult, was leichtsinniges Verhalten als Todesursache ausschließt. Wahrscheinlicher ist, dass sie die Kletterfähigkeiten der Insel-Lanzenottern unterschätzten und diese durch die offenen Fenster in ihre Unterkunft eindrangen.

Weit entfernt von medizinischer Versorgung starben die Männer einen einsamen Tod. Seit diesen Vorfällen wird das Leuchtfeuer auf der Queimada Grande automatisch betrieben.

6. An ihrer Küste sanken zahlreiche Schiffe

Die Küste der Queimada Grande besteht aus steil abfallenden Felsen. In der Vergangenheit unterschätzten viele Seefahrer die schwierige Landung auf der Insel und das tückische Meer, das sie umgibt.

Zwei Schiffswracks der Reederei Lloyd Brasileiro liegen bis heute vor der westlichen Bucht Saco Das Bananas. Die Handelsfrachter kollidierten bei schlechter Sicht mit der Insel und sanken auf den Meeresgrund. Durch die geringe Meerestiefe von nur zwölf bis dreizehn Metern und das klare Wasser, sind die untergegangenen Schiffe gut zu erkennen.

Darüber hinaus erlitten zahlreiche kleine Fischerboote Schiffbruch vor Queimada Grande. Die Insel rettete die Überlebenden vor dem Ertrinken, begrüßte sie allerdings mit tausenden Giftschlangen.

7. Sie ist von Schaben infiziert

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Die tödliche Insel-Lanzenotter rottete die Säugetiere auf der Queimada Grande aus. Übrig blieb nur eine kleine Population von Eidechsen und Laubfröschen. Sie dienen als Nahrungsquelle für junge Schlangen, die noch nicht auf Bäume klettern können.

Schaben sind die einzige Tierart, die sich trotz der Übermacht der giftigen Reptilien auf der Insel ausbreiten konnte. Die Insekten stehen nicht auf dem Speiseplan der Insel-Lanzenotter. Darüber hinaus sind die Schädlinge Überlebenskünstler, die sich widrigen Lebensbedingungen problemlos anpassen. Auf Queimada Grande ist die Gattung Hormetica laevigata vertreten, die sich von herabfallendem Vogelkot ernährt.

Eine Insel, die von tausenden Giftschlangen und Schaben infiziert ist – ein traumhaftes Reiseziel klingt anders.

8. Die Insel-Lanzenotter hat gefährliche Verwandte

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Die Insel-Lanzenotter gehört zur Gattung der Vipern. Sie ist eng mit der Jararaca-Lanzenotter verwandt, die auf dem südamerikanischen Festland weit verbreitet ist. Diese Schlangenart ist für rund 90 Prozent aller tödlichen Schlangenbisse in Brasilien verantwortlich.

Das Tückische an der Jararaca-Lanzenotter ist ihr Verhalten und ihr Körperbau. Sie ist von Natur aus äußerst aggressiv und greift, im Gegensatz zur Klapperschlange, ohne Vorwarnung an. Hinzu kommt ihre Länge, die zwischen ein und zwei Meter beträgt. Das gibt der Schlange eine hohe Reichweite. Darüber hinaus kann sie nicht nur horizontal, sondern auch vertikal angreifen.

Insel-Lanzenottern entstammen einer leicht reizbaren Familie von Giftschlangen, was einen warmen Empfang auf Queimada Grande unwahrscheinlich macht.

9. Ihr Name ist abschreckend

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Ihren Namen erhielt die Queimada Grande von den portugiesischen Seefahrern. Sinngemäß übersetzt bedeutet er „großer Brand“. Ein passender Name für eine Insel, deren heimische Giftschlangen einen brennenden Schmerz bei ihren Opfern verursachen.

In Wirklichkeit bezieht sich der Name auf die Brandrodungen nach der Kolonialzeit Brasiliens. Der üppige Regenwald auf der kleinen Insel sollte einer Bananenplantage weichen. Es entstand ein gigantisches Feuer, dessen Rauchentwicklung bis an die 33 Kilometer entfernte Küste des südamerikanischen Landes zu sehen war.

Die Anlage der Bananenplantage war aufwendig und nur wenige Bäume trugen Früchte. Das Projekt galt schnell als gescheitert und wurde eingestellt. Queimada Grande gehörte erneut den Insel-Lanzenottern.

10. Sie ist eine wichtige Forschungsstätte

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Die Insel Queimada Grande ist ein wichtiges Forschungsgebiet für Biologen. Ihr besonderes Interesse gilt der tödlichen Waffe der Insel-Lanzenotter.

Ihr Gift verfügt über eine komplexe Zusammensetzung, die für die Medizin von hoher Bedeutung ist. Die enthaltenen Peptide bildeten die Basis für die Entwicklung des Wirkstoffes Captopril. Er wird zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzinsuffizienz eingesetzt. Die Wirkung des Gifts auf die Blutplättchen im menschlichen Körper brachte das Enzym Reptilase hervor, das zur Therapie von Blutgerinnungsstörungen verwendet wird.

Das tödliche Gift der Insel-Lanzenotter ist eine wichtige Informationsquelle für die Medizin. Ein Grund mehr, die Wissenschaftler auf Queimada Grande nicht zu stören und auf einen Besuch der Insel zu verzichten.

11. Die Insel-Lanzenotter ist vom Aussterben bedroht

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Durch den illegalen Tierhandel landete die Insel-Lanzenotter auf der Liste stark gefährdeter Arten.

Auf dem Schwarzmarkt erzielt die Schlange einen hohen Preis. Sie lebt ausschließlich auf Queimada Grande und ihr Gift ist entsprechend rar. Es wird in Asien und Südamerika zur Herstellung vermeintlicher Heilmittel verwendet. Die brasilianische Marine konnte die gnadenlose Jagd der Wilderer bislang nicht unterbinden. Diese Entwicklung könnte schon bald zum Aussterben dieser einzigartigen Gattung führen.

Es ist nicht unwahrscheinlich, auf Queimada Grande bewaffneten Wilderern zu begegnen. In Anbetracht der unsicheren Zukunft der Insel-Lanzenotter ist es ohnehin die richtige Entscheidung, sie friedlich und ungestört auf der Insel leben zu lassen.