Eine stille Revolution rollt heran: Brüssel schnürt das größte Reformpaket für Europas Führerscheine seit Jahrzehnten – und diesmal profitieren vor allem die Autofahrer.
Brüssel plant Führerschein-Revolution

Nach zähen Marathon-Verhandlungen hat die EU ihre vierte Führerscheinrichtlinie in Stellung gebracht. Offiziell geht es um mehr Verkehrssicherheit, inoffiziell aber um nichts Geringeres als einen modernen Neustart für 300 Millionen Führerscheinbesitzer.
Für deutsche Autofahrer bedeutet das die größte Neuordnung seit der Umstellung auf Scheckkarten-Formate: Neue Klassen, neue Gültigkeiten – und ein Versprechen auf spürbar mehr Spielraum hinterm Steuer. Welche neuen Freiheiten genau winken, verraten wir gleich.
Mehr Rechte, weniger Pflichten?

Der wohl emotionalste Streitpunkt – regelmäßige Gesundheitstests ab 70 – ist vom Tisch. Senioren dürfen weiter ohne Zwangsuntersuchung fahren, solange sie sich fit genug fühlen.
Gleichzeitig wird die Standard-Gültigkeit für Pkw- und Motorrad-Führerscheine auf komfortable 15 Jahre festgeschrieben. Doch das ist erst der Anfang – jetzt wird’s digital.
Der Führerschein zieht aufs Smartphone

Bis spätestens 2030 soll jeder EU-Bürger seinen Führerschein in der Digital Identity Wallet abrufen können. Polizeikontrolle, Mietwagenschalter oder Grenzübertritt: Ein QR-Code genügt. Die Plastikkarte bleibt optional, aber wer will noch suchen, wenn das Handy alles zeigt?
Ob E-Bike-Touristen in Norwegen oder Camper in Portugal – der digitale Führerschein verspricht grenzenlose Mobilität auf Knopfdruck. Noch spannender wird allerdings, was künftig tatsächlich gefahren werden darf.
Gewichtsbremse gelockert – 4,25-t-Grenze

Die Sensation für Caravan-Fans und Blaulicht-Profis: Mit der Klasse B dürfen künftig Fahrzeuge bis 4,25 Tonnen bewegt werden – Wohnmobile, Krankenwagen und Co. rücken damit in Reichweite von Millionen Autofahrern.
Zwei Jahre Fahrpraxis und ein kurzes Training sollen reichen, um die bisherige 3,5-Tonnen-Schranke zu sprengen. Familien, Handwerker und Rettungsdienste jubeln – doch ab wann gilt das neue Recht?
2028 wird zum Wendepunkt

Die Mitgliedstaaten haben genau vier Jahre Zeit, die Richtlinie in nationales Recht zu gießen. Spätestens 2028 dürfen damit erstmals auch frisch geschulte B-Fahrer schwere Camper oder Einsatzfahrzeuge lenken, ohne eine zusätzliche Lkw-Prüfung.
Für viele heißt das: mehr Urlaub, mehr Flexibilität, mehr Verantwortung – und ein klarer Beweis, dass Brüssel nicht nur reglementiert, sondern manchmal auch echte Freiheit schenkt.