
Ein gewaltiger Sonnensturm rast auf die Erde zu – und wird bereits am Samstagabend erste sichtbare und spürbare Folgen zeigen. Während viele dem Himmelsspektakel in Form von bunten Polarlichtern entgegenfiebern, warnen Experten zugleich vor ernsten Auswirkungen auf unsere Technik.
Denn die Aktivität auf der Sonne befindet sich aktuell auf dem Höhepunkt ihres elfjährigen Zyklus. Das bedeutet: besonders starke Eruptionen und ein massiver Anstieg geladener Teilchen, die auf das Magnetfeld der Erde treffen. Die Folgen sind vielfältig – und nicht immer harmlos. Was genau auf uns zukommt, zeigt sich im Detail erst in den kommenden Stunden.
1. Sonnenmaximum: Die Sonne ist besonders aktiv

Alle elf Jahre durchläuft die Sonne ein sogenanntes Sonnenmaximum – eine Phase erhöhter Aktivität mit deutlich mehr Sonnenflecken und Eruptionen. Aktuell hat diese Phase ihren Höhepunkt erreicht.
Die Folge: Die Sonne schleudert vermehrt geladene Teilchen in den Weltraum. Diese treffen, je nach Intensität, in Form von Sonnenstürmen auf das Magnetfeld der Erde. Was wie ein abstraktes Naturphänomen klingt, hat reale Auswirkungen auf unsere alltägliche Technik – von GPS über Satelliten bis hin zum Stromnetz. Der aktuelle Sonnensturm zählt zu den stärkeren Vertretern seiner Art – das bestätigt sogar die US-Wetterbehörde NOAA.
2. Was bei einem Sonnensturm genau passiert

Bei sogenannten koronalen Masseauswürfen schickt die Sonne gigantische Mengen hochenergetischer Teilchen ins All. Treffen diese auf das Erdmagnetfeld, kommt es zu einer geomagnetischen Reaktion.
Die Teilchen kollidieren mit der Magnetosphäre, verändern deren Struktur und können erhebliche Störungen verursachen. Die NOAA hat eine Warnstufe G2 ausgegeben – eine mittlere, aber durchaus ernstzunehmende Warnung. Dabei sind Turbulenzen im Erdmagnetfeld ebenso wahrscheinlich wie Spannungsschwankungen im Stromnetz. Je nach Stärke des Sturms können die Folgen Stunden bis Tage anhalten. Ein Sonnensturm ist also mehr als nur ein schönes Himmelsspektakel.
3. Technik im Ausnahmezustand: GPS, Funk & Stromnetze betroffen

Besonders anfällig für Sonnenstürme sind elektronische Systeme, die auf präzise Signale aus dem All angewiesen sind. Dazu gehören etwa Navigationssysteme, Satellitenverbindungen und der Mobilfunk. Kommt es zu einer intensiven Reaktion in der Magnetosphäre, können diese Signale empfindlich gestört oder sogar zeitweise unterbrochen werden.
Auch die Stromversorgung kann Probleme bereiten: In einigen Regionen kann es zu kurzzeitigen Spannungsschwankungen oder Ausfällen kommen. Vor allem empfindliche Infrastruktur wie Flugnavigation oder Raumfahrtkommunikation wird engmaschig überwacht – denn bei starker Strahlung kann es sogar zu Schäden an Satelliten kommen.
4. Magische Momente: Polarlichter über Deutschland

Trotz aller Warnungen bietet der Sonnensturm auch ein atemberaubendes Naturphänomen: Polarlichter. Wenn die geladenen Teilchen in die obere Atmosphäre eindringen und dort auf Sauerstoff- und Stickstoffmoleküle treffen, entstehen farbenprächtige Leuchterscheinungen am Himmel.
Besonders eindrucksvoll zeigen sie sich in grünen, violetten und roten Tönen. Normalerweise sind Polarlichter nur in hohen Breitengraden zu sehen – doch in der aktuellen Situation sind sie auch über Deutschland sichtbar, mit etwas Glück sogar bis nach Bayern oder Baden-Württemberg. Entscheidend ist eine klare Nacht, möglichst ohne Lichtverschmutzung, zwischen 22.30 Uhr und 1.30 Uhr.
5. Die besten Chancen für Himmelsgucker

Wer das Schauspiel beobachten möchte, sollte sich am Samstagabend gut vorbereiten. Die größte Sichtwahrscheinlichkeit besteht in Regionen mit wenig künstlichem Licht, wie ländlichen Gegenden oder Gebirgen.
Ein freier Blick Richtung Nordhorizont erhöht die Chancen zusätzlich. Wichtig: Taschenlampen und Handydisplays ausschalten – sie beeinträchtigen die Dunkeladaption der Augen. Auch Fotografen sollten mit Stativ und Langzeitbelichtung arbeiten. Experten empfehlen, das Zeitfenster zwischen 22.30 Uhr und 1.30 Uhr gezielt zu nutzen, da die stärksten Reaktionen dann zu erwarten sind. Wer Glück hat, erlebt einen Himmel, wie man ihn sonst nur in Skandinavien kennt – ohne zu verreisen.
6. Gefahr oder Geschenk? Die zwiespältige Natur des Sonnensturms

Der Sonnensturm vom Samstag ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie beeindruckend – aber auch bedrohlich – die Kräfte des Weltalls sein können. Während Millionen Menschen das spektakuläre Lichtspiel am Himmel bestaunen, arbeiten Techniker weltweit im Hintergrund an Notfallplänen, um Störungen zu vermeiden.
Denn was für den Laien romantisch aussieht, kann für kritische Infrastrukturen zur echten Herausforderung werden. Ein Sonnensturm ist weder reines Naturwunder noch reine Bedrohung – sondern beides zugleich. Und wer in dieser Nacht den Blick hebt, sieht nicht nur Licht – sondern einen direkten Gruß der Sonne, mit all ihrer Macht.