Hawaiis größtes Geheimnis: Ni’ihau die verbotene Insel

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Hawaii ist eine Traumdestination. Die Inselgruppe bietet alles wovon die meisten Reisenden träumen, gewaltige Natur, ganzjährig mildes Klima, Südseefeeling, Sportmöglichkeiten und dazu westlichen Komfort. Polynesier haben 300 bis 500 Jahre nach Christi Geburt die Inseln besiedelt und Ihnen klangvolle Namen gegeben. Seit 1959 gehört Hawaii als 43. Bundesstaat zu den USA. Sollten Sie dorthin reisen, mit einem freundlichen Aloha begrüßt werden und sich über die Blumenkette um ihren Hals freuen, dann behalten Sie im Hinterkopf, dass es hier eine vergessene und verbotene Insel gibt.

Ni’hau ist ein Eiland das in Privatbesitz ist und das Sie nur mit Ausnahmegenehmigung betreten dürfen. Die vergessene Insel ist auch der entlegenste Ort des Archipels. Hier leben die polynesischen Einwohner noch ganz ursprünglich und pflegen ihre Kultur. Selbst, wenn Sie es schaffen sollten die Insel zu betreten dürfen Sie keinen Kontakt zu den Bewohnern aufnehmen. Lesen Sie die Geschichte eines der wenigen vom Tourismus unberührten Paradiese der Erde.

1. Die Geschichte eines Paradieses

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Traumhafte Sandstrände und der größte Binnensee der Inselgruppe, der den klangvollen Namen Halulu See trägt, das ist Ni’ihau. Die Bewohner pflanzen Binsen an und flechten daraus ganz traditionelle Matten. 180 Quadratkilometer groß ist dieses Paradies. Das Städtchen in dem die meisten der 160 Einwohner leben heißt Puuwai.

Es gibt hier kein Geld, bezahlt wird mit Muscheln. Fischfang und Viehzucht erlauben den Einwohnern ein autarkes Leben. Es gibt ein überliefertes Gesetz in Ni’hau, das besagt der Bewohner, der einmal von hier fort geht, der darf nicht wieder kommen. Aber wer verlässt schon ein solches Paradies? Der Grund weshalb es diese verbotene Insel gibt, ist mit der Lebensgeschichte einer Frau verwoben. Ihr Name ist Elizabeth McHutchenson.

2. Elizabeth McHutchenson

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Am 26. April 1800 kam Elizabeth McHutchenson genannt Eliza im schottischen Glasgow auf die Welt. Mit 24 Jahren heiratet sie den Schiffskapitän Francis Sinclair. Das Paar bekam sechs Kinder. Drei Jungen und drei Mädchen. Zusammen mit den sechs Kindern beschloss das abenteuerlustige Paar ein neues Leben in Neuseeland zu beginnen.

Der Ehemann Francis Sinclair war ein erfahrener Kapitän der Royal Navy und hatte Herzog von Wellington, der sich in Seenot befunden hatte, das Leben gerettet. Was also sollte schieflaufen? Mit großem Gepäck stach die Familie in See und machte sich auf den Weg um sich als Farmer im fernen Neuseeland niederzulassen. Die Kinder George, Jane, Helen, James, Francis und Anne standen an der Reling und suchten voller Erwartung den Landstreifen am Horizont.

3. Eine Katastrophe für Elizas Familie

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1841 kamen die Sinclairs in Neuseeland an und gründeten zwei Jahre später eine landwirtschaftliche Farm in der Nähe der Pigeon Bay. Francis Sinclair handelte mit den erwirtschafteten landwirtschaftlichen Produkten. 1846 war Francis mit dem ältesten Sohn George unterwegs nach Wellington, doch die beiden kehrten von dieser Handelsreise niemals zurück.

Eliza blieb mit ihren fünf Kindern zurück, bis dahin war sie völlig von den Einkünften ihres Mannes abhängig gewesen. Da einige ihrer Kinder schon verheiratet waren und auch bereits Enkel zu dem Clan gehörten, musste die Farm vergrößert oder eine neue Einnahmequelle erschlossen werden, um allen Familienmitgliedern das überleben zu sichern. Elizas Sohn Francis half ihr in eine neue Richtung zu planen. Der Clan setzte erneut Segel, um in British Columbia von vorn zu beginnen.

4. Kein Glück in British Columbia

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Mit dem Schiff „Bessie“ kam der Clan im Juni 1863 in Victoria auf Vancouver Island an. In Neuseeland hatten die Sinclairs gute Erfahrungen mit den Ureinwohnern gemacht. Die Maori waren fleißig und hatten geholfen das Land zu bestellen. In British Columbia fand Eliza ganz andere Umstände vor. Das Land bestand hauptsächlich aus Wäldern und musste gerodet werden, um es nutzbar zu machen.

Die Ureinwohner waren jedoch nicht willig dem Clan unter die Arme zu greifen. Was tun? Eliza holte sich Rat bei Henry Rhodes einem Freund der Familie. Auf sein Anraten verwarf sie den Gedanken ihr Glück in Kalifornien zu suchen und beschloss stattdessen zu den Sandwich-Inseln zu segeln. Die Inselgruppe Hawaii trug damals noch diese Bezeichnung.

5. Eine neue Heimat für 10.000 Dollar

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Ebenfalls im Jahr 1863 erreichte der Clan mit der vollbeladenen „Bessie“ den Hafen in Honolulu. Elizas Schwiegersohn Thomas Gray hatte das Schiff sicher hierher navigiert. An Bord führten sie eine Kuh, ein Schaf, ein Klavier, sowie Bücher und Kleidung mit. Ein Jahr später erwarb Eliza für 10.000 Dollar in Gold die Insel Ni’ihau vom damaligen hawaiianischen König Kamehameha V.

Doch der König hatte den Kauf der Insel mit den Auflagen versehen, dort die ursprüngliche Lebensweise zu pflegen und Ni’ihau vor der Außenwelt zu schützen. Für die polynesischen Ureinwohner der Insel war Elizabeth Sinclair ihre Häuptlings-Dame. Eliza verstarb im Alter von 92 Jahren in ihrer neuen Heimat. Noch heute ist die Insel im Besitz ihrer Nachfahren.

6. Die Bedingung des Königs

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Die Inselgruppe Hawaii wurde bereits im Jahr 1889 von den USA annektiert. Seit 1959 gehört sie offiziell als Bundesstaat zu Amerika. Dies brachte der Inselgruppe westlichen Lebensstil, Kriegsbeteiligung und Tourismus. Der Familienclan Sinclair folgt jedoch der Auflage von König Kamehameha V. und verriegelte die Insel weitgehendst von der Außenwelt. Zunächst nur, um die Bewohner vor Krankheiten wie Kinderlähmung und Masern zu schützen.

Der Druck auf den Clan die Insel zu öffnen ist groß, doch die Sinclair –Robinsons wollen die Ursprünglichkeit um jeden Preis aufrechterhalten. Die Tradition der Insel wird „kahiki“ genannt und wird gehegt und gepflegt. Da die Insel nicht frei zugänglich ist, gibt es nicht viele Informationen, wie das Leben dort heute aussieht. Doch wir werfen einen Blick auf diese einmalige Insel, auf der die Zeit still steht.

7. So lebt man heute in Ni’ihau

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Keith Robinson ist der Ururenkel von Elizabeth Sinclair. Er berichtet vom Leben auf dieser verbotenen Insel. Das Leben der ungefähr 150 Einwohner verlaufe ruhig und harmonisch, berichtet er. Die hawaiianische Sprache wird auf Ni’hau in aller Reinheit gesprochen. Es gibt kein fließendes Wasser und keinen Strom. Doch fast jedes Haus hat eine Solaranlage.

Alte Handwerkstechniken werden gepflegt. Jagd, Fischerei und Viehzucht betrieben. Zum landwirtschaftlichen Anbau eignet sich die Insel nicht so sehr, dies mussten der Clan bald erkennen. Während die anderen hawaiianischen Inseln sehr grün sind, regnet es hier nicht sehr oft und Anpflanzungen gedeihen nicht gut. Der Ururenkel hat sich ganz darauf verlegt, Kultur, Tiere und Pflanzen zu schützen.

8. Wie in alten Zeiten

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An das Gebot, wer die Insel einmal verlässt, darf nicht mehr zurückkehren, halten sich die Einwohner nicht mehr. Auf der Nachbarinsel Kuaui gibt es einfach mehr Arbeitsplätze. Daher pendeln einige Bewohner von Ni’ihau täglich 50 Kilometer über das Meer. Immerhin gibt es auf der verbotenen Insel ein Schulhaus. Über einen Arzt oder Geschäfte verfügt Ni’ihau nicht. Es gibt hier ja auch kein Geld, man bezahlt mit Muscheln.

Alkohol und Zigaretten sind verpönt. Inzwischen gibt es Reiseunternehmen über die man für viel Geld, an einen der Strände von Ni’ihau gelangen kann. Kontakt zur Bevölkerung kann man jedoch nicht aufnehmen. Was für ein wunderliches Leben mag das sein, zu einer Zeit, in der andere über das Internet mit der ganzen Welt verbunden sind.

9. Ein Paradies mit strengen Regeln

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Jahrzehntelang gab es auf der Insel nicht mal ein Funktelefon. Der Kontakt zur Außenwelt wurde mit Brieftauben oder Funktelefon hergestellt. Vor einigen Jahren hatte ein Wissenschaftler Gelegenheit sich mit einem Cowboy aus Ni’ihau zu unterhalten und berichtete, dieser habe nicht einmal gewusst, wo das amerikanische Festland liegt.

Der Clan Sinclair – Robinson selbst residiert schon lange nicht mehr in Ni’ihau. Bereits Eliza hatte sich einen feudalen Wohnsitz auf der Nachbarinsel Kuaui zugelegt. Von hier aus überwacht dieser Clan bis heute die ganze verbotene Insel. Jedes Kommen und Gehen wird kontrolliert. Keith Robinson spricht von der „Pest der Zivilisation“ und daher gibt es auf Ni’ihau nicht einmal Straßen. Der sonntägliche Kirchgang ist Pflicht und Männer mit langem Haar können der Insel verwiesen werden.

10. Von der Außenwelt abgeschirmt

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Die Bewirtschaftung der Insel ist schwierig. Im Laufe der Jahrzehnte gibt es immer wieder Perioden der Dürre. Heute werden einige Gebrauchsgüter eingeführt. Angeblich boomt der Versandhandel, da sich die Bewohner von Ni’ihau Artikel zum Leben dann doch einfach bestellen. Doch Alkohol, Tabak und Waffen bleiben von der Insel verbannt.

Ironischerweise hat die amerikanische Regierung auf dieser verbotenen Insel eine Verteidigungsbasis ihres Militärs eingerichtet. Einige Bewohner haben dort ihren Arbeitsplatz. Wie das Leben auf dieser abgeschotteten Insel tatsächlich ist, darüber gibt es keine sicheren Quellen. Der Erbe des Clans Keith Robinson sorgt nach wie vor dafür, dass diese Insel von der Außenwelt abgeschottet bleibt.

11. Wie kann man einen Blick auf die Insel werfen?

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Für viel Geld erlaubt der Familienclan inzwischen Besichtigungstouren in der Natur. Als Tourist mit Genehmigung wird man mit dem Hubschrauber an den Strand gebracht. Bewohner bekommt man nicht zu Gesicht. Dies ist ausdrücklich untersagt. Gebuchte Natursafaris führen lediglich zu Wildschweinen, Schafen und Pferden. Schnorchel- und Tauchausflüglern ist es untersagt an der Insel anzulegen.

Tauchboote, die sich der verbotenen Insel in Sichtnähe angenähert haben, berichten, wie karg und einfach der Eindruck ist den Ni’ihau macht. Kein Vergleich zu der üppigen Vegetation der Nachbarinseln. Dennoch waren die Taucher fasziniert, von den seltenen Tieren die sie beobachten konnten. Mönchsrobben, Haie, Delfine und Adlerrochen schwammen vor der verbotenen Insel im Wasser.

12. Leis aus Muscheln

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Überall auf den Nachbarinseln schmückt man sich mit traditionellen Blumen-Leis. Schon bei der Ankunft bekommen Touristen einen Blumenkranz um den Hals gelegt. Üblicherweise besteht dieser Schmuck aus aufgefädelten Orchideen. Doch auch dies ist auf der verbotenen Insel anders. Blumen gedeihen hier längst nicht so gut, wie zum Beispiel auf Maui der Big Island. Stattdessen gibt es ganz seltene und besondere Muscheln am Strand von Ni’ihau.

Da die Bewohner der verbotenen Insel handwerklich geschickt sind, fertigen sie ihre Leis aus diesen seltenen Muscheln. Verkauft wird der Muschelschmuck in ganz Hawaii. Für ein besonders kunstvolles Muschel-Lei muss man schon ein paar tausend Euro hinblättern.

13. Die Bewohner kommen und gehen

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Die Einwohner werden Nihuaner genannt. Auf der Insel gibt es kaum Möglichkeiten zur Zerstreuung. Viele der jungen Menschen ziehen auf die Nachbarinseln und kehren dann doch irgendwann wieder zurück. Die Bewohnerzahl von Ni’ihau schwankt daher ständig. Ihre Freizeit verbringen die Nihuaner am Strand Sie sehen sich Filme auf ihren I Pods an, die sie heruntergeladen haben.

Auf Ni’ihau herrscht ein Gefühl des Friedens und der Erneuerung, sagte ein ehemaliger Bewohner in einem Interview. Die Leute Leben wie früher doch entgegen aller Gerüchte können Sie kommen und gehen wie sie wollen. Der einzige Unterschied ist, dass sie in einer völlig geschützten Privatsphäre leben. Vielleicht ist die Insel Ni’ihau tatsächlich eines der letzten Paradiese auf Erden.